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Der Teufel im Detail

28.11.2016 – „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!“ Nur zwei Monate nach diesen Worten von Walter Ulbricht war sie da, die Mauer! Nein, das sind keine Teufel. Jetzt noch nicht. Aber wenn sich jeder an die Digitalisierung (und ihre vorgegaukelte Harmlosigkeit) gewöhnt hat, wenn auch die technischen Möglichkeiten weit über das jetzt Vorgestellte hinausgehen (in etwa drei, vier Jahren also), wird sich peu à peu die Sichtweise der Versicherer verändern.

Ein kleines Beispiel dazu: Als besonderen Service bieten einige Versicherer einen SMS-Dienst an, der vor Sturm und anderen Naturereignissen warnt. Das Argument ist klar und einleuchtend: Gewarnte Versicherungsnehmer werden nach Möglichkeit im eigenen Interesse Maßnahmen ergreifen, die Schäden und somit Zahlungsverpflichtungen des Versicherers senken.

Das geht so lange gut, bis ein Versicherer mit Hinweis auf die vorangegangene Warnung die Zahlung verweigert. Dann wird sich herausstellen, daß nicht mehr der Versicherer nachweisen muß, daß der Versicherte seinen Obliegenheiten nicht nachgekommen ist, sondern der Versicherte, daß er nach der Warnung alles ihm Mögliche zur Schadenverhütung und Schadenminderung unternommen hat.

Dasselbe gilt für die verschiedenen Gesundheitsprogramme. Auch hier ist das Argument der Prävention absolut einleuchtend. Aber abgesehen von den Unmengen an personalisierten Daten, die im Bedarfsfall dem Versicherer zur Verfügung stehen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis es für die Teilnahme am Programm einen Rabatt gibt – was für den einen eine Prämiensenkung und für den anderen eine Prämienerhöhung bewirkt.

Das Ziel der Digitalisierung sollte daher nicht die Optimierung für den Versicherer sein, bei der zwangsweise Kunden und Vermittler aller Art auf der Strecke bleiben, sondern eine allseitige Effizienzsteigerung, die uns das Leben erleichtert. Ein anderes positives Ergebnis der Digitalisierung sollte auch die Erhöhung der Sicherheit sein, wozu natürlich auch die verschlüsselte Kommunikation auf allen Kanälen mit allen beteiligten Personen gehört – ein Thema, das ich bisher in der Diskussion sehr vermisse.

Der Teufel steckt, wie so oft, im Detail und in den nicht bedachten Möglichkeiten. Damit wir in zehn Jahren nicht alle ein erstauntes „Wenn ich das gewußt hätte!“ von uns geben, sollen wir unbedingt jetzt ein waches Auge auf die Vorhaben richten. Hat sich nämlich so ein Teufel einmal eingenistet, ist es fast unmöglich, ihn wieder loszuwerden!

Christoph Ledel

christoph@ledel.biz

zum Artikel: „„Das sind keine Teufel“”.

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