18.11.2016 – Hier spricht ein Sozialminister Stöger von Ungerechtigkeiten, die er angleichen möchte. Schön, warum spricht er aber nicht von den anderen Ungerechtigkeiten?

ASVG-Versicherte haben für unzählige Leistungen, die sie erhalten haben, keinen Beitrag zahlen müssen. Zu dieser Gruppe zählen alle, die auch noch nie gearbeitet bzw. Steuern bezahlt haben. Beamte sehr wohl, 20 Prozent Selbstbehalt! Jeder Arztbesuch kostet den Beamten einige Euro, die z.B. ASVG-Versicherte nicht bezahlen! Jedes Röntgen ist mit einem SB belegt usw.

Klar, dass diese Berufsgruppe nicht wegen jedem Bauchzwicken zum Arzt geht. Fairness ist gut, sollte aber auch ehrlich geführt werden.

Wenn der Sozialminister sagt, dass es seit 1957 bestens funktioniert hat, so ist das richtig. Seit den 1980er Jahren wurde das System ausgehöhlt. Wir von der Versicherungsbranche wussten, dass es nach der Jahrtausendwende schwierig sein wird, das Sozialsystem aufrechtzuerhalten. Wir waren auch jene, die versucht haben, den Menschen die Eigenvorsorge näherzubringen!

Die Politik hat aber speziell zwischen 1980 und 1990 total versagt. Die Regierung hat selbst Schulden produziert, die heute noch nicht getilgt sind. Jeder Lebensversicherungs-Vorsorgevertrag war mit einer Steuerbegünstigung versehen. Das ermutigte die Menschen, zumindest im Freibetragsbereich vorzusorgen. Wo bleibt heute der Anreiz?

Da braucht sich ein Minister Stöger nicht wundern, dass die Eigenvorsorge nicht mehr funktioniert – und dann kommt er noch mit der Behauptung, dass das 3-Säulen-Modell nicht funktioniert. Offenbar hat er den Ursprung dieses Modells nicht erfasst!

Helmuth Schlechticky

h.schlechticky@aon.at

zum Artikel: „Stöger: „Drei-Säulen-Modell funktioniert nicht“”.