24.6.2022 – Der europäische Versicherungssektor konnte seine Profitabilität 2021 verbessern, die Rückversicherung hat sich als widerstandsfähig erwiesen, analysiert die EU-Versicherungsaufsicht. Allerdings seien die makroökonomischen Bedingungen zuletzt schlechter geworden. Neugeschäft und Prämien könnten betroffen sein. Weiterhin Unsicherheitsfaktoren seien Klimawandel, Cyber und Corona.
Der grundlegende Befund, zu dem die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (Eiopa) gelangt, überrascht nicht allzu sehr: Die europäische Wirtschaft befinde sich in einer Phase erhöhter Unsicherheit.
Die Behörde hat ihren neuen „Finanzstabilitätsbericht“ veröffentlicht, in dem sie Entwicklungen im europäischen (Rück-)Versicherungs- und Pensionssektor untersucht.
Die makroökonomischen Rahmenbedingungen haben sich, in Folge des Kriegs gegen die Ukraine, verschlechtert, fährt die Eiopa fort.
Durch den russischen Angriff und die darauffolgenden Sanktionen sei es zu weiteren Störungen in Lieferketten gekommen, die ohnehin schon durch die Pandemie betroffen waren, mit der Konsequenz steigender Preise für fossile Treibstoffe und Importgüter.
Europa sei also mit einem „Angebotsschock“, Inflationsdruck und verringertem Wirtschaftswachstum konfrontiert – und das alles gleichzeitig. „Die Volatilität ist auf die Finanzmärkte zurückgekehrt“, so die Eiopa.
Soweit es den Versicherungssektor angeht, sei dieser mit „guten finanziellen Bedingungen und soliden Kapitalpuffern“ ins Jahr 2022 gegangen. Die SCR (Solvenzquote) habe im Median 216 Prozent betragen. Sowohl in Leben als auch Nicht-Leben sei das Prämienvolumen 2021 gewachsen.
Die Investmentprofitabilität kehrte laut Eiopa auf das Niveau von vor der Pandemie zurück, die Profitabilität im Underwriting habe sich in Summe leicht verbessert, wenn auch mit variierenden Ergebnissen in den verschiedenen Sparten.
Anhaltend hohe Inflation könne für die Profitabilität im Nicht-Leben-Geschäft aber zur Herausforderung aufgrund höherer Leistungsforderungen.
Und: Der starke Anstieg der Energiepreise und ein sich verlangsamendes Wirtschaftswachstum könnten sich negativ auf das Neugeschäft und die gezahlten Prämien auswirken.
Die Rückversicherer haben sich der Eiopa zufolge 2021 weiterhin „widerstandsfähig“ gezeigt, dies trotz höherer Katastrophenschäden, Inflationserwartungen und Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Pandemie.
Eine Verhärtung der Bedingungen im Markt habe zu erhöhten Beiträgen geführt und die Solvenzpositionen im Rückversicherungsbereich verbessert.
Der Klimawandel, „Cyber“ und die Corona-Pandemie bleiben jedoch eine Quelle für Risiken und Unsicherheit für den Sektor, hält die Eiopa fest.
Der „Financial Stability Report – June 2022“ (englisch) und der zugehörige Tabellenband können von der Eiopa-Website heruntergeladen werden.
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