16.3.2023 – Die Vienna Insurance Group hat 2022 ein zweistelliges Prämienwachstum in nahezu allen Sparten und allen Märkten erzielt. Der gute operative Geschäftsverlauf und ein deutlich höheres Finanzergebnis führten zum Anstieg der Vorsteuergewinns um zehn Prozent auf 562 Millionen Euro. Trotz des herausfordernden ökonomischen Umfelds strebt der Konzern auch heuer eine positive operative Performance an.
Stellvertretend für die aus gesundheitlichen Gründen verhinderte Generaldirektorin Elisabeth Stadler präsentierte ihr designierter Nachfolger Hartwig Löger gemeinsam mit Finanz- und Risikovorständin Liane Hirner gestern in einer Pressekonferenz die vorläufigen Ergebnisse der Vienna Insurance Group für 2022.
Dass diese sehr gut ausfallen würden, war keine Überraschung, nachdem der Versicherer bereits vor rund drei Wochen erste Gewinnzahlen veröffentlicht hatte (VersicherungsJournal 23.2.2023). Diese seien eine „beeindruckende Bestätigung der Solidität der VIG“, betonte Löger nun.
Ihre Pressekonferenz stellte die VIG diesmal unter das Motto „Mehr Wachstum, mehr Solidarität“. Der Konzern habe in allen Sparten mit Ausnahme der Einmalerläge in der Lebensversicherung ein zweistelliges Prämienplus erzielt und Topergebnisse in den wesentlichen Kennzahlen erreicht.
Solidarität wiederum sei ein „Grundelement der Versicherung“, erinnerte Löger. Die VIG habe dies angesichts der außergewöhnlichen Ereignisse der jüngsten Zeit – Ukrainekrieg und Erdbeben in der Türkei – mit zahlreichen Hilfsaktionen zum Ausdruck gebracht.
2019 hatte die VIG erstmals Prämieneinnahmen von mehr als zehn Milliarden Euro erzielt, 2021 dann die Elf-Milliarden-Euro-Marke überschritten und hat im Vorjahr die nächste Prämienmilliarde geknackt: Das Volumen der verrechneten Prämien stieg um 14,1 Prozent auf fast 12,6 Milliarden Euro.
Wesentlichen Anteil daran hatte die Erstkonsolidierung der ehemaligen Aegon-Gesellschaften in Ungarn und der Türkei mit 444,5 Millionen Euro. Aber auch ohne diese wären die Prämien um 10,1 Prozent und damit zweistellig gewachsen.
Die stärksten Prämiensteigerungen gab es in der Kfz-Haftpflichtversicherung mit +20,1 Prozent und in der Kfz-Kaskoversicherung mit +16,1 Prozent; was teilweise auf inflationsbedingte Prämienanpassungen bei kurzfristigen Verträgen in Teilen Osteuropas zurückzuführen sei, so Hirner.
Prämiensteigerungen hat es auch in allen Segmenten gegeben. Hervorzuheben seien neben der Aegon-Akquisition auch das in der Holding verrechnete Firmenkundengeschäft und die Rückversicherungsgesellschaften.
Aufwendungen für Versicherungsfälle stiegen im Jahresvergleich um 10,9 Prozent auf 7,9 Milliarden Euro. Zurückzuführen sei dies auf das gestiegene Geschäftsvolumen, auch habe es eine Normalisierung der Schadenentwicklung nach Corona gegeben.
Deutlich höher waren im Vorjahr auch Schäden durch Naturkatastrophen: sie stiegen gegenüber 2021 um zehn Millionen Euro auf rund 100 Millionen. Löger betonte in diesem Zusammenhang aber die „gute Abfederung der Nettoergebnisse durch die Rückversicherungen“.
Effizienzsteigerungen hätten zwar die Kosten positiv beeinflusst, sagte Hirner. Allerdings sind die Aufwendungen für Versicherungsabschluss und -verwaltung um 15,5 Prozent gestiegen, die Combined Ratio hat sich auf 94,9 Prozent verschlechtert, blieb aber noch im Rahmen des Zielwerts.
Das Finanzergebnis verbesserte sich um 26,2 Prozent auf 797 Millionen Euro. Gründe dafür waren das höhere Zinsniveau und der Beitrag der ehemaligen Aegon Gesellschaften, wodurch die Abschreibungen auf russische Anleihen in Höhe von 84 Millionen Euro überkompensiert wurden.
Der Kapitalanlagenbestand reduzierte sich allerdings deutlich um 7,8 Prozent auf 34,4 Milliarden Euro. Zurückzuführen sei dies auf die gestiegenen Zinsen, was Kursrückgänge im Anleihenportfolio verursacht habe. Die konservative Veranlagungspolitik wolle man aber nicht ändern, betonte Löger.
Der gute operative Geschäftsverlauf und das höhere Finanzergebnis haben zum laut Löger „sehr erfreulichen“ Anstieg des Vorsteuergewinns um 10,0 Prozent auf 562,4 Millionen Euro geführt. Das Nettoergebnis stieg sogar um 24,0 Prozent auf 465,9 Millionen Euro.
Weiter angestiegen ist die Solvenzquote: Sie verbesserte sich von 250 auf 280 Prozent, was im europäischen Vergleich ein „hervorragender Wert“ sei und nach drei schwierigen Jahre die hohe Resilienz des Geschäftsmodells beweise, so Hirner.
Die Ukraine, in der der Konzern mit drei Gesellschaften vertreten ist, „ist und bleibt ein Kernmarkt der VIG“, betonte Löger. Und es sei beispielhaft und beeindruckend, wie die Kollegen in der Ukraine den Betrieb im Sinn der Kunden aufrechterhalten.
Mit einem Marktanteil von elf Prozent liegt die VIG in der Ukraine auf Rang zwei. Das Prämienvolumen betrug im Vorjahr 131 Millionen Euro, der Anstieg um 22 Prozent sei auf die Kfz-Versicherung zurückzuführen, wo verstärkt internationaler Versicherungsschutz nachgefragt wurde.
In der Türkei ist die VIG mit zwei Gesellschaften vertreten, das Prämienvolumen lag 2022 bei 482 Millionen Euro. Mit einem Marktanteil von 3,7 Prozent liegt der Konzern auf Rang sieben.
Vom Erdbeben seien die VIG-Gesellschaften auch direkt betroffen, erste Schätzungen gehen von einer Schadenshöhe von rund 100 Millionen Euro brutto aus. Die beiden VIG-Gesellschaften haben Hilfsfonds eingerichtet, auch wird das Rote Kreuz unterstützt (VersicherungsJournal 15.3.2023).
Zwar seien die weitere Entwicklung des Ukraine-Krieges und seine Auswirkungen nicht abschätzbar, die VIG glaube aber an das langfristige Potenzial der CEE-Region und daran, dass das Wirtschaftswachstum deutlich über dem EU-27-Schnitt liegen werde.
Ein konkreter Ausblick für 2023 werde aber erst im Lauf des Jahres möglich sein; Gründe dafür sind die anhaltende Kriegssituation in der Ukraine, das schwache makroökonomische Umfeld und die erwartete höhere Volatilität der Finanzmärkte. Angestrebt wird eine „positive operative Performance“.
Dazu komme die Umstellung der Rechnungslegung auf die neuen Standards IFRS 17/9 ab 2023, die zu Änderungen in der Art und Weise der Ergebnisdarstellung führen wird.
Der Hauptversammlung soll eine auf 1,30 Euro je Aktie angehobene Dividende vorgeschlagen werden (Vorjahr: 1,25 Euro), dies entspricht einer Dividendenrendite von 5,8 Prozent.
Kennzahl | 2022* | 2021 |
---|---|---|
* Vorläufige Zahlen. Wenn nicht anders angegeben: Millionen Euro - Quelle: VIG | ||
Verrechnete Bruttoprämien davon Österreich davon Tschechien davon Polen davon Erweiterte CEE | 12.559,2 4.138,4 2.122,1 1.352,9 3.593,2 | 11.002,6 4.048,4 1.864,9 1.279,8 2.886,7 |
Versicherungsleistungen | 7.912,0 | 7.136,6 |
Combined Ratio | 94,9 % | 94,2 % |
Finanzergebnis | 797,2 | 631,9 |
Gewinn vor Steuern | 562,4 | 511,3 |
Periodenüberschuss nach Steuern | 465,9 | 375,7 |
Kapitalanlagen | 34,4 Mrd. € | 37,3 Mrd. € |
Solvenzquote | rund 280 % | rund 250 % |
Details und weitere Ergebnisse können von der Website der VIG heruntergeladen werden.
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