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Wie sicher ist „sicher“?

22.2.2012 – Man könnte behaupten, der genannte Vorschlag zielt darauf ab, bei einem real ertragslosen Produkt durch Förderungen den Käufer zu manipulieren. Mit Förderung verkauft es sich leichter. Eine wirkungsvolle Vorsorge muss zum Kunden und zur erwarteten Marktentwicklung passen. Daher sollte es dem Kunden überlassen bleiben, mit welcher Art von Produkt(mix) er vorsorgt und Förderungen für alle oder keine Produktarten vorgesehen sein.

„Sicherheit“ der klassischen LV sollte differenziert betrachtet werden: Sind nominale Garantien wirklich „sicher“, wenn für den Kunden Realverluste entstehen? Sind Wertpapiere des Deckungsstockes wirklich „sicher“ in Zeiten, in denen viele Emittenten kurz vor/kurz nach der Grenze zur Insolvenz stehen? Ist der Immo-Anteil wirklich „sicher“ und müssen Immobilienpreise/Mieteinnahmen immer steigen? Ist „Sicherheit“ im Sinne von nominaler Kalkulierbarkeit zu sehen? Ist „garantierter realer Verlust“ wirklich sicherer als ein je nach Asset Allocation statistisch wahrscheinliches Ergebnis?

Es gibt keine klare Antwort hiezu – das Geschäft mit der Zukunft wird immer von Unsicherheiten geprägt sein. Verständlich, dass (politische) Verantwortliche niemals den Standpunkt vertreten, dass gerade ihre Staatsanleihen nicht in voller Höhe zurückgezahlt werden. Der Blick in die Vergangenheit offenbart anderes (Reinhart/Rogoff – this time is different). Die Wege variieren (Haircut, soft/hard default, Inflation, Währungsreform), das Ergebnis bleibt gleich: Betroffene Anlageklassen erleiden Verluste. Verständlich, dass Versicherer die Klassische als die „sichere“ Variante rühmen. Das ist ihr Geschäftsmodell, das müssen sie machen!

Aus Kundensicht ist die Lage anders zu beurteilen – es geht um Realwerte der Zukunft. Dass die letzten Jahrzehnte friedlich verlaufen sind und gleichzeitig Inflation/Zinsen gefallen sind, ist historisch einzigartig. Die meisten unter uns kennen aber nichts anderes als diese stabilen Zeiten – die Grundannahme, dass es immer so weiter geht wie jetzt, wird nicht mehr hinterfragt!

Was passiert, wenn dem nicht so ist? Die Wahrscheinlichkeit, das Europa noch einmal 40 Jahre auf Pump leben kann, wird täglich geringer. Offenbar ist also die einzige Lösung für Altersvorsorge die ausreichend breite Streuung über Anlageklassen, Regionen und Strategien unter Einsatz flexibler Lösungen mit laufender Wartung. Eine einseitige (geförderte) Fokussierung auf bestimmte Produktarten würde ich daher als groben Unfug bewerten.

DI Wolfgang Türk

vermoegen@aon.at

zum Artikel: „Baumgartl: Staat soll klassische Produkte fördern”.

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