11.5.2022 – Das Prämienvolumen ist im Vorjahr um 6,8 Prozent auf mehr als 694 Millionen Euro gestiegen, die Versicherungsleistungen stiegen trotz Sturm- und Hagelschäden unterproportional. Rückläufig entwickelten sich die Kapitalerträge. Für das Jahr 2022 zeigt sich der Versicherer optimistisch.
Die Grazer Wechselseitige Versicherung AG habe das Geschäftsjahr 2021 „sehr gut nutzen“ können und blicke auf ein erfreuliches Ergebnis zurück.
Das schreiben Grawe-Generaldirektor Klaus Scheitegel und Othmar Ederer, Vorstandsvorsitzender der Grawe-Vermögensverwaltung, im Vorwort zum Geschäftsbericht.
Pandemie und Inflation hätten das Unternehmen „vor besondere Herausforderungen gestellt“; durch gezielte Anpassungen und Umstellungen interner Prozesse sei es aber gelungen, sich „bestmöglich auf die Situation einzustellen“. Voraussetzung dafür seien hohe Flexibilität und nötige Entschlossenheit gewesen.
Die Vertragsanzahl erhöhte sich 2021 gegenüber dem Jahr davor um 3,0 Prozent auf 2.430.954; davon entfielen 2.249.117 auf die Schaden- und Unfallversicherung, die Zahl der Verträge stieg hier um 3,1 Prozent. Um 2,3 Prozent auf 181.837 Verträge ist der Bestand in der Lebensversicherung gestiegen.
Die gesamten verrechneten Prämien erhöhten sich gegenüber 2020 um 6,8 Prozent auf 694,2 Millionen Euro. Das Neugeschäft sei durch die Covid-19-Pandemie nicht wesentlich beeinträchtigt gewesen, einzig bei Reiseversicherungsprodukten gab es einen signifikanten Rückgang.
In der Schaden- und Unfallversicherung betrug die Prämiensumme 529,4 Millionen Euro, was einem Zuwachs um 6,1 Prozent entspricht. Ein leichter Rückgang im Bereich der allgemeinen Haftpflichtversicherung sei auf einen gesunkenen Versicherungsbestand zurückzuführen.
Ein Prämienzuwachs von 9,3 Prozent auf 164,8 Millionen Euro gegenüber 2020 wurde in der Lebensversicherung verzeichnet; bei Verträgen mit Einmalprämien betrug das Plus 55,2 Prozent auf 16,4 Millionen Euro. Prämienstundungen und Prämienfreistellungen habe es nur in moderatem Ausmaß gegeben.
Die abgegrenzten Versicherungsleistungen im direkten Geschäft der Schaden- und Unfallversicherung stiegen um 2,4 Prozent auf 313,3 Millionen Euro. Den stärksten Zuwachs verzeichnete die Kfz-Versicherung mit +13,7 Prozent auf 15,7 Millionen Euro aufgrund der massiven Sturm- und Hagelereignisse.
Ebenfalls angestiegen sind die Leistungen in der Rechtsschutzversicherung (+11,8 Prozent auf 13,2 Millionen Euro). In der Feuer- und Sachversicherung waren die Leistungen dagegen rückläufig (-6,9 Prozent auf 129,3 Millionen Euro); Hauptgrund war eine geringere Anzahl an Großschäden in der Feuerversicherung.
Der durchschnittliche Schadensatz des direkten Geschäfts verbesserte sich von 68,97 auf 67,48 Prozent, die Combined Ratio sank von 92,91 auf 92,62 Prozent.
In der Lebensversicherung reduzierten sich die Aufwendungen für Versicherungsfälle von 122,0 auf 109,5 Millionen Euro, die Anzahl der Leistungsfälle sank von 12.737 auf 12.216. Keine Steigerung der Rückkäufe habe die Covid-19-Pandemie bewirkt, so die Grawe.
Die Erträge der Kapitalanlagen reduzierten sich im Vorjahr um 7,0 Prozent auf 106,5 Millionen Euro, die Brutto-Rendite sank von 3,6 auf 3,3 Prozent.
Einen massiven Rückgang gab es bei Erträgen aus Anteilen an verbundenen Unternehmen und Beteiligungen; belastend wirkte insbesondere die reduzierte Ausschüttungsquote der Banken.
Während Erträge aus Aktien und anderen nicht festverzinslichen Wertpapieren deutlich zulegten, sanken die Erträge aus Schuldverschreibungen, sonstigen Ausleihungen und Hypothekenforderungen.
Der Bestand der Kapitalanlagen erhöhte sich um 4,0 Prozent auf 3,55 Milliarden Euro; vor allem die Kapitalanlagen der fonds- und indexgebundenen Lebensversicherung haben sich dank der guten Kapitalmarktsituation positiv entwickelt.
Die Grawe geht in ihrer Geschäftsplanung für 2022 von einer deutlichen Erholung des realwirtschaftlichen Umfelds aus, heißt es im Geschäftsbericht. Im Bereich der Schaden- und Unfallversicherung wird deshalb ein Anstieg der Prämieneinnahmen erwartet.
Für die Lebensversicherung sei ein moderates Wachstum geplant, fonds- und indexgebundene Produkte würden „weiterhin zunehmend an Bedeutung gewinnen“.
Das Veranlagungsergebnis werde vom nach wie vor niedrigen Zinsumfeld geprägt sein, im Beteiligungsbereich erwartet die Grawe wieder Dividenden auf Vorkrisenniveau. Insgesamt soll sich das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit „stabil“ entwickeln.
Fundament der Weiterentwicklung und der Unabhängigkeit des Unternehmens sei die hohe Eigenmittelausstattung; es gebe derzeit keinen Bedarf, das „bewährte Geschäftsmodell anzupassen“. Die Solvabilitätsquote wird heuer und 2023 bei rund 300 Prozent erwartet.
Kennzahl | 2021 | 2020 |
---|---|---|
Wenn nicht anders angegeben: in Millionen Euro. – Quelle: Grawe. | ||
Verrechnete Prämien | 694,21 | 649,81 |
Versicherungstechnisches Ergebnis |
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Combined Ratio | 92,62 % | 92,91 % |
Kapitalanlagen | 3.555,81 | 3.418,49 |
Erträge aus Kapitalanlagen | 106,46 | 114,49 |
Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit | 72,36 | 80,20 |
Eigenkapital | 902,65 | 849,79 |
Jahresüberschuss nach Steuern | 52,85 | 65,21 |
Bilanzsumme | 3.714,19 | 3.584,08 |
Der Geschäftsbericht 2021 kann als PDF-Dokument (5.220 KB) von der Website der Grawe heruntergeladen werden.
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