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Uniqa-Brandstetter über Zuwächse, Unsicherheiten und Frustration

30.10.2024 – Zurückgehende Inflation und Zinswende seien nicht gerade ein Zeichen wirtschaftlicher Stärke, sagt Uniqa-CEO Andreas Brandstetter. Dies und die geopolitischen Unsicherheiten lassen ihn für das Gesamtjahr vorsichtig bleiben. Die jüngsten Naturkatastrophen in Österreich nimmt der Uniqa-Chef zum Anlass, erneut an die Politik zu appellieren, eine Versicherungslösung im Rahmen der Feuerversicherung zu ermöglichen. Und im Gesundheitsbereich sei ein stärkerer Fokus auf Prävention wichtig.

Uniqa-CEO Andreas Brandstetter im Gespräch mit dem VersicherungsJournal (Bild: Uniqa Bauer)
Uniqa-CEO Andreas Brandstetter im Gespräch mit dem VersicherungsJournal (Bild: Uniqa/Bauer).

Obwohl die Uniqa Insurance Group AG im ersten Halbjahr Prämienzuwächse und einen deutlichen Ergebnisanstieg verzeichnet hat, zeigte sich CEO Andreas Brandstetter bei der Präsentation der Zahlen (VersicherungsJournal 23.8.2024) vorsichtig.

Zu den Gründen dafür zählte damals die unsichere Inflations- und Zinsentwicklung. Zwei Monate später ist die Teuerung auch in Österreich weiter zurückgegangen und die Zentralbanken haben die Zinswende vollzogen.

Welche Auswirkungen das auf Uniqa hat, insbesondere, was Kapitalerträge und Schadenentwicklung betrifft, darüber haben wir mit dem Uniqa-Chef in einem Exklusivinterview gesprochen.

Zwar sei die Inflation in Österreich zuletzt erstmals seit drei Jahren unter zwei Prozent gesunken und die Zentralbanken hätten nun genügend Spielraum für Zinssenkungen, so Brandstetter. Allerdings sei beides nicht ein Zeichen wirtschaftlicher Stärke.

Schwaches Wirtschaftswachstum gebietet Vorsicht

Ganz im Gegenteil sei derzeit eine massive Wachstumsschwäche, vor allem der Industrie und in Deutschland, zu registrieren. Und auch in den USA gebe es Anzeichen für einen Abschwung, und weitere Turbulenzen wären im Zusammenhang mit den Präsidentschaftswahlen möglich.

Nicht vergessen dürfe man auch die geopolitischen Unsicherheiten, „die sehr viel Anlass zum Nachdenken geben“. Weil der Ukrainekrieg, die Entwicklung im Nahen Osten oder der „dräuende Konflikt“ zwischen China und Taiwan Sorgen bereiten, bleibe er vorsichtig, resümiert Brandstetter.

Die von den Zentralbanken zur Stabilisierung der Wirtschaft vorgenommenen Zinssenkungen seien von den Finanzmärkten bereits antizipiert worden. Brandstetter: „Von der guten Entwicklung haben unsere Kunden und wir profitiert.“

Was aber die Schadenentwicklung betrifft, wirke die Inflation länger nach, Preisanpassungen beispielsweise bei Reparaturen seien erheblich zu spüren. Eine Entlastung durch die gesunkene Teuerung werde erst mit einer gewissen Verzögerung eintreten.

Der Osten bietet weiterhin Chancen

Weiteres Potenzial sieht Brandstetter im CEE-Raum. Für die Region werde sowohl für heuer als auch für das kommende Jahr ein Wirtschaftswachstum deutlich über den Werten des Euroraums prognostiziert.

Zwar könne man nicht von einem osteuropäischen Konglomerat sprechen und man müsse die Länder in CEE differenziert betrachten. Was sie allerdings eint, sei der wirtschaftliche Aufholprozess. Vor allem bei der Versicherungspenetration gebe es noch hohes Aufholpotenzial.

Sogar in der Ukraine verzeichne Uniqa weiterhin Wachstum. Brandstetter attestiert dem Land eine starke Resilienz und gibt ein klares Commitment für den Standort ab. Abgeschlossen wurde dagegen der Rückzug aus Russland, der Markt sei aber für Uniqa nie sehr bedeutend gewesen.

Naturkatastrophen im Fokus

Gerade die vergangenen Wochen haben die Bedrohung durch Naturereignisse vor Augen geführt. Österreich sei „besonders exponiert“ und – in Relation zum jeweiligen BIP – global am viertstärksten von allen Staaten durch finanzielle Schäden aus Naturkatastrophen betroffen, betont Brandstetter. Und diese Entwicklung sei nicht mehr umkehrbar.

Für die Erst- und Rückversicherer sei das aber nicht überraschend gekommen. Seit mehr als zehn Jahren diskutiere man mit der Politik und bringe immer neue Vorschläge, es gebe aber keine Fortschritte. Die Branche sei deshalb „verwundert und frustriert“.

Man habe sich intensiv weltweit Modelle angesehen und „uns erscheint das belgische Modell das praktikabelste“. Dieses biete „für einige wenige Euro im Monat“ für alle, die eine Feuerversicherung haben, garantierten Versicherungsschutz bei Naturkatastrophen.

Das sei besonders wichtig, weil es in den nächsten Jahrzehnten wohl keinen Ort in Österreich mehr geben werde, der nicht von Naturkatastrophen betroffen sein kann. Es wäre blauäugig zu glauben, keinem Risiko ausgesetzt zu sein, nur weil man in Wien im 15. Stock eines Hauses wohnt.

Schutzlücken bei Hochwasser

Im Vergleich mit der gesamten EU gebe es in Österreich laut OECD die größten Schutzlücken bei Hochwasser. Angesichts der jüngsten Ereignisse erinnert Brandstetter an die Forderung dieser Organisation nach einer umfassenden, obligatorischen Versicherung gegen Hochwasser.

Kein Verständnis zeigt der Uniqa-Chef dafür, dass „mancherorts offenbar immer noch Flächenwidmungen in hochwasserexponierten Gegenden“ erfolgen. Wichtig sei es in diesem Zusammenhang auch, das Thema Flächenversiegelung anzugehen.

Und trotz des massiven Anstiegs der Schäden: Naturkatastrophen seien versicherbar. Damit aber die Prämien leistbar bleiben, wäre es wichtig, möglichst viele Menschen im System zu haben.

„Bleiben ganz klar Erstversicherer“

Zu den Zielen der Uniqa zählt auch der Aufbau eines Ökosystems im Gesundheitsbereich; im September 2022 hat Uniqa die Marke „Mavie“ aus der Taufe gehoben. Kerngeschäft bleibe aber ganz klar die Erstversicherung, wobei die Krankenversicherung große Bedeutung habe, so Brandstetter.

Grund für die Gründung von Mavie sei gewesen, „dass wir glauben, im Bereich von Gesundheit besondere Kompetenzen zu haben“. Es gebe viele Menschen in Österreich und Osteuropa, die nicht Uniqa-Kunden sind, und an die wolle man sich mit der neuen Marke schrittweise wenden.

Man sehe sich aber nie als Konkurrenz zum Staat, sondern immer nur als Ergänzung; dies habe beispielsweise in der Covid-Zeit sehr gut funktioniert, als man in den Krankenhäusern der Uniqa Behandlungen für die Stadt Wien durchgeführt hat, um so die städtischen Spitäler zu entlasten.

Vernachlässigte Prävention

Gesundheit sei ein wachsendes Geschäftsfeld, ist Brandstetter überzeugt. Immerhin sei Gesundheit für neun von zehn Österreichern der wichtigste Faktor in ihrem Leben. Von den Gesundheitsausgaben würden in Österreich aber nur zehn Prozent in Prävention fließen, auch das kritisierte die OECD.

Dazu komme, dass Österreich mehr als die meisten anderen europäischen Länder für stationäre Aufenthalte ausgebe. Uniqa wolle deshalb einen Schritt in ein neues Geschäftsmodell setzen und „weit mehr als bloßer Versicherer sein“.

Man wolle Menschen, die sich aktiv um ihre Gesundheit kümmern und dabei Prävention mitdenken, unterstützen, sagt Brandstetter. Das führe schließlich auch zu kongruenten Interessen: Wenn Kunden gesund bleiben wollen, nütze dies auch den Versicherungen.

Schlagwörter zu diesem Artikel
Elementarschaden · Gesundheitsreform · Unwetter
 
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