Acredia: Baubranche unter Druck

21.11.2023 – Aktuell befinde sich die Bauwirtschaft in einem Tief, stellt Kreditversicherer Acredia fest. Hohe Zinsen, gestiegene Materialkosten und strenge Kreditvergaberichtlinien „führen zu Baustopps, Stornierungen, Zahlungsverzug und in immer mehr Fällen zur Insolvenz“.

„Bis September 2023 meldeten 667 Bauunternehmen Insolvenz an, das sind 16 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum und 12 Prozent mehr als vor der Pandemie 2019“, meldete die Acredia Versicherung AG am Montag.

Damit sei die Branche für 17 Prozent aller Firmeninsolvenzen in Österreich verantwortlich und „der Haupttreiber“ für das aktuelle Insolvenzgeschehen, stellte Acredia auf Basis einer mit Allianz Trade durchgeführten Analyse fest.

Schwache Auftragslage

Acredia-Vorstandsmitglied Gudrun Meierschitz (Bild: Acredia/M. Draper)
Acredia-Vorstandsmitglied
Gudrun Meierschitz
(Bild: Acredia/M. Draper)

„Die schwache Auftragslage trifft viele Projektentwickler und Bauunternehmen hart, da seit Monaten praktisch keine neuen Aufträge hereinkommen“, sagt Acredia-Vorstandsmitglied Gudrun Meierschitz.

„Gerade die vielen mittelständischen Unternehmen sitzen als Subunternehmen oft zwischen den Stühlen“, fährt Meierschitz fort.

„Sie haben wenig Raum zur Preisgestaltung gegenüber großen Auftraggebern, müssen aber regelmäßig Löhne und Lieferanten Monate vor Fertigstellung bezahlen.“

Das mache sie bei schlechter Auftragslage besonders anfällig. „Wer einen der wenigen Aufträge bekommen möchte, muss oft Abstriche bei den Margen machen.“

Ein Drittel weniger Baugenehmigungen

Die Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt seien deutlich, so die Acredia. Viele Neubauvorhaben seien aufgrund steigender Kosten und hoher Zinsen aufgeschoben worden. Bis August 2023 seien um ein Drittel weniger Baugenehmigungen erteilt worden als im selben Zeitraum 2019.

„Viele Bauprojekte werden derzeit auf Eis gelegt, gleichzeitig sind die Mieten in Österreich in diesem Jahr im Schnitt um 8,6 Prozent gestiegen“, kommentiert Meierschitz. „Bezahlbarer Wohnraum ist schon seit Jahren knapp, die aktuelle Situation dürfte sich jetzt noch weiter verschärfen.“

Baubranche europaweit unter Druck

Auch gesamteuropäische betrachtet, sehe es für die Bauwirtschaft nicht anders aus. „Teures Material, steigende Löhne und hohe Zinsen lassen die Nachfrage nach Neubauten sinken und die Insolvenzzahlen steigen.“

Besonders in Deutschland seien die Firmenpleiten in der Baubranche stark im Steigen: Es gebe um 20 Prozent mehr Insolvenzen als im Vergleichszeitraum 2022 – dies wirke sich auch negativ auf die heimische Baubranche aus.

Was sich stabil halte, sei der „Renovierungsboom“, der während der Corona-Pandemie eingesetzt habe. Meierschitz: „Die zahlreichen finanziellen Anreize, um die Energieeffizienz von Häusern und Wohnungen zu steigern, zeigen Wirkung.“

Aufträge für Dämmung, neue Fenster oder energieeffiziente Heizformen „halten so manches Bauunternehmen am Leben“.

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