24.6.2025 – Robust und stabil: Kapitalposition und Prämienentwicklung der europäischen Versicherungswirtschaft stellten sich laut Eiopa zuletzt insgesamt positiv dar. Dennoch rät die Aufsicht zur Umsicht: Es gelte, geopolitische und makroökonomische Risiken im Auge zu behalten.
Trotz eines schwierigen globalen Umfelds: Die europäische Versicherungs- und Rückversicherungswirtschaft und die Branche der Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung (EbAV) bleiben „robust und gut kapitalisiert“.
Zu diesem Ergebnis gelangt die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (Eiopa). Sie hat am Donnerstag ihren neuesten „Bericht zur Finanzstabilität“ veröffentlicht. Der Finanzstabilitätsbericht erscheint halbjährlich.
Die aggregierte Kapitalposition des europäischen Versicherungssektors gemäß Solvency II sei trotz niedrigerer Quoten im Vergleich zu Ende 2023 „weiterhin robust und stabil“.
Der Median der SCR-Quote für Lebensversicherer kam – nach dem Aufwärtstrend der letzten Jahre – Ende 2024 bei 230 Prozent zu liegen. Im vierten Quartal 2023 hatte er 246 Prozent betragen. Die Eiopa führt diese Entwicklung in erster Linie auf einen leichten Rückgang der Zinssätze 2024 zurück.
Die mittlere SCR-Quote für Komposit-, Nichtlebens- und Rückversicherer verringerte sich ebenfalls: Sie fiel auf 216 Prozent (Vorjahr: 225 Prozent) bzw. 214 Prozent (Vorjahr: 217 Prozent) und 223 Prozent (Vorjahr: 235 Prozent).
Das Prämienvolumen der Nichtlebensversicherung wuchs 2024 im Jahresvergleich um 8,2 Prozent, in der Lebensversicherung sogar um 13,8 Prozent auf 758 Milliarden Euro.
Auch die Rentabilität des Versicherungssektors habe sich 2024 verbessert. Der Median der Gesamtkapitalrendite stieg laut Eiopa von 0,6 Prozent (2023) auf 0,7 Prozent.
Die Anlagerenditen seien zwar nach wie vor hoch, doch „sollten die Versicherer im derzeitigen unbeständigen Umfeld vorsichtig sein, was mögliche Marktkorrekturen angeht“.
Die Rückversicherer auf dem Kontinent haben laut Eiopa ihre Bilanzen gestärkt, was ihnen per Ende 2024 eine mittlere Solvabilitätsquote von 235 Prozent gebracht habe (2023: 223 Prozent).
Angesichts ihrer weltweiten Präsenz und ihrer Tätigkeit in mehreren Währungen, werden die Rückversicherer aber laufend die Auswirkungen potenzieller Handelshemmnisse auf ihr Geschäft prüfen müssen, so die Behörde.
Auch der europäische Sektor der Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung – dazu zählen etwa Pensionskassen – bleibe „widerstandsfähig und gut kapitalisiert“, stellt die Eiopa fest.
Die von EbAV verwalteten Vermögenswerte seien schneller als ihre Verbindlichkeiten gewachsen, die Finanzlage habe sich leicht verbessert.
Doch auch, wenn die (Rück-)Versicherungsbranche in Summe ein positives Bild abgibt: Risiken im Zusammenhang mit der Volatilität von Wechselkursen, Zinssätzen und Aktienbewertungen sowie geopolitische Risiken, einschließlich ihrer Cyberdimension, „müssen genauer beobachtet werden“, wie die Eiopa festhält.
Gründe dafür sieht sie in der Unsicherheit über die Zukunft der internationalen Zusammenarbeit und unvorhersehbare Ankündigungen von Handelsbarrieren. Zölle seien zwar eher auf Waren als auf Dienstleistungen gerichtet, doch (Rück-)Versicherer und EbAV seien für indirekte Auswirkungen einer Störung des Welthandels anfällig.
Cyberrisiken wiederum seien angesichts zunehmender geopolitischer Spannungen weiter von wesentlicher Bedeutung, wobei Netzunterbrechungen und Cybererpressung die häufigsten Angriffsarten seien.
Und auch Naturkatastrophen setzen die Versicherer weiterhin unter Druck, fügt die Eiopa hinzu.
Der „Financial Stability Report (June 2025)“ kann als PDF-Dokument von der Eiopa-Website heruntergeladen werden.
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