Coface veröffentlicht neue Länder-Risikobewertung

3.11.2025 – In der aktuellen Länder-Risikobewertung von Coface bleibt Österreich bei seinem „A3“-Grad und prognostiziert für das Land ein Wirtschaftswachstum von 0,4 Prozent 2025 und 0,6 Prozent 2026. Global rechnet Coface mit +2,6 bzw. +2,4 Prozent. Allerdings habe der globale „Coface-Index für soziale und politische Risiken“ einen historischen Höchstwert von 41,1 Prozent erreicht.

Risikobarometer, Symbolbild (Bild: Mohamed Hassan/Pixabay)
Symbolbild (Quelle: Mohamed Hassan/Pixabay)

Kreditversicherer Coface hat eine neue Länder- und Branchenrisiken-Analyse (Oktober 2025) veröffentlicht. Im Fokus steht dabei das durchschnittliche Zahlungsausfallrisiko von Unternehmen in einem Land. Coface hat hierfür makroökonomische, Finanz- und politische Daten herangezogen.

Die Risikobewertung für insgesamt rund 160 Länder erfolgt anhand einer achtstufigen Skala. Sie umfasst die Grade A1 (sehr niedriges Risiko) bis A4, B, C und D (extremes Risiko).

Italien, Rumänien und Bulgarien haben die Note „B“ bekommen, für alle anderen EU-Länder wird ein A-Grad ausgewiesen. Veränderungen gab es für keines der 27 Länder, ausgenommen Tschechien, das sich von A4 auf A3 verbessert hat.

Auch bedeutende Handelspartner Österreichs außerhalb der EU werden gut bewertet, beispielsweise das Vereinigte Königreich mit A3, die USA mit A2, die Schweiz mit A1 – auch diese drei unverändert.

Österreich bleibt bei A3, schwaches Wachstum erwartet

Österreich selbst hält weiterhin bei A3. „Nach einer eineinhalbjährigen Rezession ist die österreichische Wirtschaft speziell im Winterhalbjahr 2024/25 stärker gewachsen“, hielt Coface Österreich letzte Woche in einer Aussendung fest.

Mitverantwortlich hierfür seien stärkere Konsumausgaben auf privater, aber auch öffentlicher Seite gewesen. Letztere dürften allerdings auf absehbare Zeit eher rückläufig sein, da die Regierung angesichts des EU-Defizitverfahrens auf einen disziplinierten Sparplan poche, so Coface.

Der Nachfrageschub, der von der deutschen Industrie erwartet werde, werde sich wohl zeitlich nach hinten verschieben. Coface rechnet deshalb nach einem Wachstum von +0,4 Prozent 2025 im Jahr 2026 mit einem Plus von 0,6 Prozent.

„Angesichts dieser nur verhaltenen Wirtschaftserholung und des Defizitverfahrens behält Österreich seine A3-Bewertung bei, was für ein befriedigendes Risikoumfeld für Geschäftsaktivitäten sowie für die gesamte wirtschaftliche und politische Lage im Land steht“, sagt Christiane von Berg, Head of Economic Research Benelux & DACH bei Coface.

US-Zölle: Weltwirtschaft „überraschend widerstandsfähig“

Und die globale Perspektive? Die Weltwirtschaft habe die Handelsturbulenzen der ersten Jahreshälfte 2025 überstanden, sagt Coface. Dass sich die langfristigen Auswirkungen bemerkbar machen, sei aber erst in den kommenden Quartalen zu erwarten.

„Nach einem Sommer, der von Handelsabkommen und einem schrittweisen Anstieg der US-Zölle geprägt war, zeigt sich die Weltwirtschaft überraschend widerstandsfähig“, sagt Dagmar Koch, Country Managerin von Coface Österreich.

„Viele österreichische Unternehmen haben sich gut vorbereitet und konnten die Schocks antizipieren, in Szenarien planen und so ihre Strategien entsprechend agil anpassen“, ergänzt Koch.

Der durchschnittliche US-Zollsatz liege – nach einem Höchststand von 36 Prozent kurz nach dem sogenannten „Liberation Day“ am 2. April – derzeit bei rund 18 Prozent und damit deutlich über den 2,5 Prozent, die unter Trumps Amtsvorgänger Joe Biden zu beobachten gewesen seien.

Globale Konjunkturprognose: 2026 plus 2,4 Prozent

Die US-Wirtschaft sei durch starke Investitionen in künstliche Intelligenz gestützt worden. Allerdings seien in den USA – bei Beschäftigung, Inflation und Wirtschaftswachstum – „erste Anzeichen einer konjunkturellen Abschwächung“ zu sehen, was auf negative Auswirkungen der Zollmaßnahmen auf die Makroökonomie hindeute.

Coface zufolge halten sich die USA dank der Binnennachfrage „vorerst besser als erwartet“, während China voraussichtlich „weiter an Schwung verlieren“ werde und das Wachstum in der Eurozone trotz einer erwarteten – geringen – Erholung in Deutschland „weiterhin schleppend“ verlaufen werde.

Coface rechnet 2025 mit einem globalen Wirtschaftswachstum von 2,6 Prozent und 2026 mit 2,4 Prozent.

Soziale und politische Risiken: „Instabilität zur Norm geworden“

Der „Coface-Index für soziale und politische Risiken“ habe mit 41,1 Prozent einen „historischen Höchststand“ erreicht, wie der Kreditversicherer weiter mitteilte. Selbst die Stände während der Pandemie würden damit übertroffen und politische Risiken zu einem „wichtigen strukturellen Parameter“ der Weltwirtschaft.

„Große internationale Konflikte bestehen weiterhin, während sich die innenpolitischen Spannungen insbesondere in Afrika (Burkina Faso, Niger usw.), Pakistan und im Libanon verschärfen“, diagnostiziert Coface.

In den USA sei der Risikoanstieg am stärksten, „was mit einer zunehmenden institutionellen Fragilität und einem Anstieg des Populismus zusammenhängt“. In Europa wiederum stehe Frankreich vor einer „schweren und beispiellosen“ politischen Krise.

„Dieser Kontext“, so das Fazit des Versicherers, „zwingt die Unternehmen zu erhöhter Wachsamkeit und einer kontinuierlichen Anpassung ihrer Strategien.“

Weiterführende Information

Die Analyse kann von der Website von Coface Österreich im PDF-Format heruntergeladen werden. Informationen zu Länder- und Branchenrisiken können bei Coface auch online im „Risiko-Dashobard“ abgerufen werden.

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