12.9.2024 – Das Pepp hat bis heute nicht „abgehoben“. Die EU-Versicherungsaufsicht hat nun einen Ideen-Katalog vorgelegt, um das zu ändern. Angedacht werden etwa ein privat-betriebliches Kombi-Produkt, die Verringerung des Verwaltungsaufwands und steuerliche Maßnahmen. Auch der umstrittene Kostendeckel kommt zur Sprache. „Mutig und innovativ“ wäre aus Sicht der Eiopa die Einführung einer automatischen Anmeldung für ein privates Altersvorsorgesystem.
Die EU-Verordnung über das Paneuropäische Private Pensionsprodukt, kurz „Pepp“, war politisch keine leichte Geburt. Im Juli 2019 wurde sie kundgemacht, mit 22. März 2022 effektiv anwendbar.
Das Produkt stieß schon damals auf Kritik aus der Branche. So hat es denn auch nie „abgehoben“. Bis heute findet sich in der Liste der Anbieter, die die EU-Versicherungsaufsicht Eiopa führt, nur ein einziger: das slowakische Fintech Finax (VersicherungsJournal 25.7.2024).
Am Mittwoch hat die Behörde nun ein „Staff Paper“ veröffentlicht und festgestellt: Aufgrund verschiedener angebotsseitiger, nachfragebezogener und struktureller Gründe wurde das Pepp nur beschränkt angenommen – und das rechtfertige eine Neubewertung.
In dem acht Seiten langen Papier geht die Behörde auf Ursachenforschung und auf den am (Basis-)Pepp oft kritisierten Kosten- und Gebührendeckel von 1 Prozent des pro Jahr angesparten Kapitals ein.
Dieses Limit bedeute, dass das Produkt Skalierung erfordert, also „Masse“ braucht, um ein wirtschaftlich tragfähiges Angebot zu sein.
Die Eiopa hält die 1-Prozent-Marke zwar nicht „per se“ für zu niedrig. Aber: Die Notwendigkeit der Skalierung könne die Latte für kleinere Produktanbieter „ziemlich hoch“ legen.
Es könne auch sein, dass potenzielle Anbieter die Sorge umtreibt, dass es ihr bestehendes Produktportfolio „kannibalisieren“ könnte, wenn sie ein Pepp starten.
Gründe dafür, dass die Nachfrage nach einem Pepp auf Kundenseite gedämpft ist, vermutet die Eiopa in einer insgesamt geringen Nutzung von Zusatzrentensystemen in Europa, aktuell auch noch begleitet von hohen Lebenshaltungskosten.
Sie sagt aber auch: Selbst, wenn die Inflation zurückgehe und sich das wirtschaftliche Umfeld verbessert, „bleibt es ungewiss, ob die Verbraucher deutlich mehr Interesse am Pepp in seiner derzeitigen Form zeigen würden“.
Hinderlich waren aus Sicht der Behörde auch Verzögerungen, die es in manchen EU-Staaten bei der Umsetzung gegeben habe. Zudem habe „das Fehlen einer einheitlichen steuerlichen Behandlung auf nationaler Ebene“ die Akzeptanz eingeschränkt.
Was also tun? Die Eiopa unterbreitet dazu einige Vorschläge. Angebotsseitig denkt sie an Folgendes:
Nachfrageseitig sollte es aus Sicht der Eiopa darum gehen, ganz generell zur Beteiligung an privaten Rentensystemen zu animieren. Eine Änderung des Status quo erfordere „mutige Vorschläge“.
Einer davon ist die Einführung einer „automatischen Anmeldung“ zu einem privaten Altersvorsorgesystem wie eben dem Pepp, und zwar für jeden Unionsbürger bei Erreichen des 18. Lebensjahres oder bei Eintritt ins Berufsleben. Die Beitragszahlung sollte dabei auf die unterschiedlichen Karrierewege abgestimmt sein.
Als ein weiteres Mittel zur Unterstützung langfristigen Ansparens wird die Bereitstellung eines „Pensionstrackings“ genannt. Dieses soll die Menschen zentral und transparent über ihre Rentenansprüche informieren, egal, ob diese gesetzlicher, betrieblicher oder privater Art sind.
Abseits dessen hält die Eiopa weitere Maßnahmen für nötig, um einem „upgedateten“ Pepp doch noch zum Durchbruch zu verhelfen. Die Vorschläge richten sich an die Mitgliedstaaten. Sie sollten:
Das „EIOPA Staff Paper on the future Pan-European Pension Product“ kann als PDF-Dokument von der Eiopa-Website heruntergeladen werden.
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