Der Rück- und Ausblick der Standesvertreter

19.12.2025 – Der Obmann des Fachverbandes der Versicherungsmakler, Christoph Berghammer, der Obmann des Bundesgremiums der Versicherungsagenten, Horst Grandits, und der Generalsekretär des Versicherungsverbandes, Christian Eltner, ziehen Bilanz über 2025 und werfen einen Blick auf 2026.

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Auch heuer haben wir die Spitzen der Standesvertretungen wieder zum traditionellen Rückblick auf das zu Ende gehende Jahr und zu einem Ausblick auf das kommende eingeladen.

Christoph Berghammer

Obmann des Fachverbandes der Versicherungsmakler und Berater in Versicherungsangelegenheiten

Christoph Berghammer (Bild: Sabine Klimpt)
Christoph Berghammer
(Bild: Sabine Klimpt)

„Das Jahr 2025 brachte tiefgreifende Veränderungen für die Versicherungsbranche. Die Retail Investment Strategie (RIS) und die Diskussion um ein mögliches Provisionsverbot für ‚unabhängige‘ Beratung bestimmten die Agenda“, sagt Berghammer und spricht von einem „Jahr voller Weichenstellungen“.

Zentrale Aufgabe sei es gewesen, sicherzustellen, dass die Versicherungsmakler weiterhin professionell arbeiten können, ohne ihre finanzielle Grundlage zu verlieren.

„Ein Verbot würde uns in eine Lage bringen, wie sie bereits in Finnland Realität ist. Im Fachverband entwickelten wir die Idee, dass Makler in ihrer DNA nicht zwingend unabhängig sein müssen und trotzdem nach dem Maklergesetz tätig sind.“

Berghammer verweist in diesem Zusammenhang auf ein von Prof. Andreas Riedler erstelltes Gutachten, das diesen Ansatz untermauere, und einen von Riedler erarbeiteten Vorschlag zur Anpassung der Gewerbeordnung.

„Parallel dazu streben wir klare gesetzliche Regelungen im Dreiecksverhältnis Makler–Kunde–Versicherung an“, hält Berghammer fest und erinnert an das „Expert:innentreffen“ in Rust 2025, wo Priv.-Doz. Isabelle Vonkilch unterschiedliche Möglichkeiten skizziert hatte, wie die Rolle von Maklern in diesem Dreieck rechtssicher verankert werden könnte (VersicherungsJournal 17.9.2025).

Die Digitalisierung bringe Chancen, erfordere aber auch Regeln. „Wir unterstützen gesetzliche Vereinfachungen in der digitalen Kommunikation, mahnen jedoch, dass die Pflichten des § 28 Maklergesetz gewahrt bleiben. Gespräche mit der Versicherungswirtschaft über praktikable Lösungen laufen bereits.“

Ein „Herzensprojekt“ bleibe die Initiative „Women Wanted“. Sie zeige bereits erste Erfolge, da die Anzahl an weiblichen Funktionärinnen österreichweit gestiegen sei. Mit 1. Jänner 2026 übernimmt Katharina Freingruber im Burgenland als erstmalige Fachgruppenobfrau eine führende Rolle, betont Berghammer.

Ergänzend habe der Fachverband den Arbeitskreis „Koordinierung Nachwuchsförderung“ ins Leben gerufen. „Ziel ist es, junge Talente für die Branche zu gewinnen und nachhaltige Betriebsübergaben zu fördern. Angesichts steigender Verkäufe an Private-Equity-Fonds wollen wir aufzeigen, dass eine geordnete Übergabe nicht nur den Übernehmern, sondern auch den Übergebern und vor allem den Kunden Vorteile bringt.“

Eine weitere Herausforderung sei die Einführung der „Befähigungsprüfung neu“ gewesen – und damit einhergehend die Prüfungsaufgabenerstellung, die Prüfung der fachlichen sowie didaktischen Tauglichkeit und die Umstellung der Ausbildungskurse österreichweit. „Die ersten Prüfungen im System ‚neu‘ verliefen erwartungsgemäß nicht vollständig reibungslos. Das Feintuning wird uns auch 2026 noch beschäftigen“, so Berghammer.

„Nach einem Jahr voller Herausforderungen und Weichenstellungen blicken wir optimistisch in die Zukunft. 2026 wird geprägt sein von der weiteren Umsetzung unserer Initiativen – von der Stärkung der Maklerrolle über die Förderung des Nachwuchses bis hin zur Digitalisierung mit klaren Regeln. Wir sind überzeugt: Mit Engagement, Fachwissen und Zusammenhalt sichern wir nicht nur die Existenz unserer Branche, sondern gestalten aktiv ihre Zukunft. Gemeinsam machen wir den Versicherungsmakler auch in einem sich wandelnden Markt unverzichtbar.“

Horst Grandits

Obmann des Bundesgremiums der Versicherungsagenten

Horst Grandits (Bild: BG Versicherungsagenten)
Horst Grandits (Bild:
BG Versicherungsagenten)

„In diesem Jahr haben wir wichtige Dokumente der Mustersammlung – insbesondere zur Beratungsstrecke – überarbeitet und aktualisiert. Damit stehen unseren Agenten moderne und praxistaugliche Vorlagen zur Verfügung, abrufbar über die Mustersammlung der WKO“, blickt Grandits auf 2025 zurück.

Das Jahr 2026 werde für den Berufsstand der Versicherungsagenten „ein entscheidender Meilenstein“, so Grandits weiter.

„Mit der geplanten Einführung der neuen Befähigungsprüfungsordnung, voraussichtlich im Juli 2026, steht eine grundlegende Reform bevor. Der Fokus der Prüfung wird sich weg von der reinen Wissensabfrage hin zu praxisorientierten Fallbeispielen verschieben. Im Mittelpunkt steht der Nachweis beruflicher Handlungskompetenz, was die Ausbildungsqualität nachhaltig stärkt.“

Ein weiteres Kernprojekt sei die Weiterentwicklung der „VAlerie“, des Gütesiegels für exzellente Versicherungsagenten. „Die steigende Zahl an Anträgen zeigt das große Interesse an dieser Qualitätsauszeichnung, die Professionalität, Kundenorientierung und kontinuierliche Weiterbildung sichtbar macht. Wir werden diese positive Entwicklung weiter unterstützen und noch mehr Agenten motivieren, sich zu bewerben.“

Auch die Digitalisierung der Prozesse wollen die Agenten vorantreiben: „2026 steht die Entwicklung einer eigenen Mitglieder-App im Fokus, die moderne Kommunikation, zentrale Informationen, Weiterbildungsangebote und relevante Dokumente vereint.“

Ergänzend beschäftige sich die Standesvertretung intensiv mit dem Einsatz künstlicher Intelligenz, insbesondere zur Unterstützung administrativer Abläufe und zur Optimierung interner Prozesse. „Ziel ist es, Effizienz zu steigern und mehr Zeit für die persönliche Beratung zu schaffen.“

Auch politische Entwicklungen prägen das kommende Jahr, hebt Grandits hervor: Für die Versicherungsbranche könnte das von der Bundesregierung Anfang Dezember vorgestellte Maßnahmenpaket zur Entbürokratisierung (VersicherungsJournal 4.12.2025) „weitreichende Auswirkungen haben – insbesondere im Bereich der elektronischen Kommunikation“, hält Grandits fest.

„Die gesetzlich vorgeschriebene Papierkommunikation verursacht nach wie vor einen hohen administrativen Aufwand. Wir begrüßen daher die geplanten Reformen und fordern, die rechtlichen Rahmenbedingungen so anzupassen, dass die elektronische Kommunikation sowohl zwischen Versicherungsagenten und Versicherern als auch zwischen Agenten und Versicherungsnehmern deutlich verbessert wird“, erläutert Grandits.

„Klare Regelungen würden Bürokratie reduzieren und den Service für Kundinnen und Kunden spürbar verbessern.“

Christian Eltner

Generalsekretär des Versicherungsverbandes (VVO)

Christian Eltner (Bild: Kurt Patzak/VVO)
Christian Eltner
(Bild: Kurt Patzak/VVO)

Der Versicherungsverband sieht Österreich und Europa in einem tiefgreifenden Wandel.

„Geopolitische Herausforderungen, die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, die ökologische Transformation sowie demografische Veränderungen fordern Politik, Wirtschaft und Gesellschaft heraus“, sagt Eltner und betont die Rolle der Versicherungswirtschaft als „solider Partner“ in der Existenzsicherung.

„Es braucht umfassende Investitionen in den heimischen Standort. Von Infrastruktur über Klimaschutz bis zur Digitalisierung: Österreich muss sich im internationalen Wettbewerb absichern“, fährt Eltner fort.

Die Versicherungswirtschaft investiere jedes Jahr kontinuierlich in Österreich und spiele bei der Lenkung privater Investitionen in den Standort Österreich eine bedeutende Rolle.

Das veranlagte Vermögen beläuft sich auf rund 110 Milliarden Euro. Mehr als die Hälfte davon, zirka 55 Prozent, seien in Österreich investiert. Mit „rund 30.000 direkten und 190.000 indirekten Arbeitsplätzen“ sei die Branche auch ein wichtiger Arbeitgeber.

„Die Bevölkerung spürt eine zunehmende Unsicherheit für die Zukunft und fürs Alter“, so Eltner weiter. „Laut aktuellen Umfragen rechnet die Mehrheit der Bevölkerung damit, den Lebensstandard im Alter nicht aufrechterhalten zu können. Insbesondere Frauen sind vom Risiko der Altersarmut betroffen. Demografische Veränderungen führen aktuell zu massiven und langfristigen budgetären Mehrbelastungen in den Bereichen Pensionen und Pflege. In Zeiten von knappen Mitteln eine besondere Herausforderung.“

In Ergänzung zur staatlichen Altersvorsorge „müssen daher auch die betriebliche und private Altersvorsorge in einem integrierten Drei-Säulen-Pensionssystem ihren Beitrag leisten können“, folgert Eltner.

Aktuell zahle die Versicherungswirtschaft pro Arbeitstag rund 26 Millionen Euro an Versicherungsleistungen in der Lebensversicherung aus. Eltner sieht darin einen „wesentlichen Beitrag zur Stabilisierung der Kaufkraft im Alter und zur finanziellen Abfederung von Schicksalsschlägen“. Österreich hinke im internationalen Vergleich aber stark hinterher.

Wesentlich sei auch, „dass private Lebensversicherungsrenten den künftigen staatlichen Finanzierungsbedarf beim großen Thema Pflege verringern können“.

Die österreichische Versicherungswirtschaft, kündigt Eltner an, „wird auch 2026 Lösungen für die Zukunft des Landes aktiv mitgestalten“.

 
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