10.9.2025 – Peter McDonald, Spitzenmanager der Sozialversicherung, rechnet mit „großen Schwierigkeiten“ für die Finanzierung des Gesundheitssystems. Heißt das, dass die private Vorsorge in Zukunft deutlich wichtiger wird als bisher? Uniqa und Generali betonen die ergänzende Funktion der privaten Krankenversicherung, sehen deren Bedeutung aber gleichzeitig steigen. Die Uniqa nennt sie „systemrelevant“.
Im Jahr 2024 stellte die Altersgruppe „65 plus“ laut Statistik Austria rund ein Fünftel (20,07 Prozent) der Bevölkerung Österreichs.
In der „Hauptvariante“ – diese macht mittlere Annahmen zu Fertilität, Lebenserwartung und Zuwanderung – ihrer Prognose wird dieser Anteil bis 2040 auf 26,7 Prozent steigen; 2050 soll er 27,96 Prozent betragen, 2060 mit 28,97 Prozent nochmals höher liegen.
Im August hat Peter McDonald, der Vorsitzende der Konferenz der Sozialversicherungsträger, in einem APA-Interview Sorgen geäußert, was das österreichische Gesundheitssystem und dessen Finanzierung betrifft. Medien berichteten (orf.at, derstandard.at, kurier.at).
Dass geburtenstarke Jahrgänge nach und nach ins Pensionsalter übertreten, werde uns „noch massiv beschäftigen“, wird McDonald zitiert. Das starke Wachstum der Altersgruppe „65 plus“ werde „uns in große Schwierigkeiten bringen“.
Der Druck auf die Gesundheitsausgaben werde in den nächsten 20 Jahren „permanent eine Herausforderung bleiben“.
Die private Krankenversicherung versteht sich bislang als Ergänzung zur sozialen Krankenversicherung.
Könnte sich das aber angesichts des von McDonald gezeichneten Bildes mittel- bis langfristig ändern, sodass der privaten Krankenversicherung künftig eine größere Rolle zukommt oder gar zukommen muss?
Wird die private Krankenversicherung also künftig zumindest einen Teil dessen übernehmen müssen, was die soziale Krankenversicherung heute leistet – und wäre man in der Branche auf ein solches Szenario vorbereitet?
„Wir agieren selbstverständlich im Rahmen der aktuellen gesetzlichen Bestimmungen – innerhalb dieser rechtlichen Rahmenbedingungen stellt sich diese Frage nicht“, antwortet uns die Uniqa Österreich Versicherungen AG.
Die private Krankenversicherung sei eine „Ergänzung des erfreulicherweise nach wie vor guten öffentlichen Gesundheitssystem in Österreich“, auch, wenn dieses unter Druck gerate.
„Sie ist aber auch mehr: In Zeiten des demografischen Wandels, steigender medizinischer Kosten und knapper öffentlicher Ressourcen ist sie systemrelevant.“
Sich selbst sieht die Uniqa auf dieses Szenario strategisch und operativ vorbereitet. „Wir investieren gezielt in unser Gesundheitsökosystem inklusive der Privatspitäler Mavie Med, digitale Services und Partnerschaften mit medizinischen Leistungserbringern.“ Ziel sei es, die Versorgung zu sichern und Wahlfreiheit zu ermöglichen.
Schon jetzt sorgten vier von zehn Österreichern mit einer privaten Krankenversicherung vor. Das entlaste die Sozialversicherung, verweist die Uniqa auf Versicherungsleistungen der heimischen Krankenversicherer von über zwei Milliarden Euro 2024 (VersicherungsJournal 15.7.2025).
Auch in puncto Wartezeiten und Ressourcen sei es eine Entlastung für Kassenordinationen, wenn Patienten Wahlärzte in Anspruch nehmen.
Die private Krankenversicherung stärke das öffentliche System, „indem sie eine weitere Versorgungssäule bildet“, und ergänze und erweitere die Vorsorgemöglichkeiten, resümiert der Versicherer. „Diese Leistung verdient Anerkennung als Teil eines zukunftsfähigen Gesundheitssystems.“
Die private Krankenversicherung habe sich in den letzten Jahren „deutlich weiterentwickelt“, so Martin Sturzlbaum, Chief Insurance Officer Leben/Kranken der Generali Versicherung AG.
„Sie gewinnt angesichts wachsender Herausforderungen im öffentlichen Gesundheitssystem zunehmend an Bedeutung und leistet damit auch einen Beitrag zur Spitzenmedizin im öffentlichen Gesundheitsbereich.“
Was früher als reine Komfortleistung gegolten habe, werde heute von den Kunden „als notwendige Ergänzung zur solidarisch finanzierten Grundversorgung“ gesehen.
„Das öffentliche System wird aus unserer Sicht jedenfalls weiterhin diese Grundversorgung sicherstellen – etwa bei der flächendeckenden medizinischen Betreuung sowie bei Notfällen“, fügt Sturzlbaum hinzu.
Die private Zusatzversicherung leiste einen ergänzenden Beitrag zur Gesundheit etwa durch digitale Gesundheitsangebote, Prävention, Zugang zu Wahlärzten und freie Spitalswahl.
Eine langfristige leistungsfähige Gesundheitsvorsorge lasse sich „nur durch das öffentliche Gesundheitssystem gemeinsam mit privaten Angeboten sicherstellen“, stellt Sturzlbaum fest.
„Welche Entwicklung diese nehmen wird, hängt wesentlich von politischen Entscheidungen ab. Wir sind bereit, in der Weiterentwicklung des Systems aktiv mitzugestalten.“
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