6.11.2025 – Das NGFS, ein internationales Netzwerk von Finanzaufsichten, warnt vor den Folgen von Verzögerungen bei der Umsetzung klimapolitischer Maßnahmen. Eine gemeinsame Anstrengung des öffentlichen und des privaten Sektors sei nötig. Eiopa-Vorsitzende Petra Hielkema sieht die Versicherer dabei in einer Schlüsselrolle.

Das 2017 gegründete Network for Greening the Financial System (NGFS) ist ein internationales Netzwerk von 146 Zentralbanken und Aufsichtsorganen – darunter die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) und die Finanzmarktaufsicht (FMA) – sowie 23 Beobachtern.
Sein inhaltlicher Fokus liegt auf Umwelt- und Klimarisiken im Finanzsektor und dem Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft. In diesem Sinn will sich das NGFS auch bei der am 10. November beginnenden UN-Klimakonferenz in Brasilien (COP30) einbringen.
Anlässlich der Konferenz hat das NGFS eine Erklärung über die ökonomischen „Kosten des Nichthandelns“ in Sachen Klima veröffentlicht, die „Declaration on the Economic Cost of Climate Inaction“.
Als Zusammenschluss von Zentralbanken und Aufsichtsbehörden erkenne man eine zunehmende Evidenz, dass verzögerte Klimaschutzmaßnahmen zu erheblichen Wirtschafts- und Finanzrisiken „mit Auswirkungen auf unsere Kernaufgabe“ führen, heißt es in dem Dokument.
Beispielsweise könnten regionale Klimakatstrophen in einem ungünstigen Szenario erhebliche BIP-Verluste nach sich ziehen, die sich, ohne rechtzeitige und koordinierte Maßnahmen, überregional auf Nahrungsversorgung, Energiemärkte und Lieferketten auswirken könnten.
Eine Verzögerung globaler Maßnahmen könne innerhalb weniger Jahre zu einem Rückgang der Wirtschaftstätigkeit, mehr Arbeitslosigkeit, sinkenden Einkommen und verringertem fiskalischen Spielraum führen. Dazu kämen noch potenzielle Kipppunkte oder weiterreichende Folgen der Umweltschädigung.
Werde dies ignoriert, so könnte dies dazu führen, dass die Risiken für das Finanzsystem und die langfristigen ökonomischen Kosten unterschätzt werden – was wiederum die Dringlichkeit zum Handeln verstärken würde.
Für Petra Hielkema, die Vorsitzende der ebenfalls zum NGFS gehörenden EU-Versicherungsaufsicht Eiopa, zählen Versicherer zu den „am besten positionierten Akteuren“, eine Wende hin zu einer geordneten Klimatransition anzuführen – dies aufgrund deren „Expertise in der Risikobewertung und des langfristigen Anlagehorizonts“.
„Allerdings können sie den Wandel nicht alleine vorantreiben“, so Hielkema. „Das Entstehen sogenannter Versicherungswüsten in bestimmten Teilen der Welt – mit weitreichenden Konsequenzen für Geschäfte und Haushalte – unterstreicht die breiteren systemischen Folgen zunehmender Klimarisiken für die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit.“
So heißt es denn in der Erklärung auch: Nötig seien Anstrengungen der gesamten Wirtschaft, sowohl des öffentlichen als auch des privaten Sektors, sowie ein „solides und resilientes Finanzsystem“, das die Voraussetzungen dafür schafft.
„Durch die Einführung von Szenarioanalysen, Standards für die Offenlegung klimabezogener Informationen und Transitionsplanungen“, so das NGFS, können Finanzinstitute klima- und naturbezogene Risiken in ihre Strategien und Geschäftstätigkeiten einbeziehen und so einen Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft ermöglichen.
Die Erklärung kann von der NGFS-Website als PDF-Dokument heruntergeladen werden.
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