31.10.2025 – Im ersten Halbjahr 2025 gab es mehr Verkehrsunfallopfer als im ersten Halbjahr 2024, meldet die Statistik Austria. Stark zugenommen hat die Anzahl der verunfallten E-Scooter-Fahrer, bei den Radfahrern gab es so viele tödliche Unfälle wie seit 23 Jahren nicht. Für die dunkle Jahreszeit warnen VCÖ und ÖAMTC vor erhöhten Unfallrisiken und raten zu Aufmerksamkeit und zu Kleidung, die die Sichtbarkeit verbessert. Einer ÖAMTC-Erhebung zufolge ist der Großteil der Fußgänger und Radfahrer dunkel gekleidet, jeder vierte Radfahrer und auch mancher Pkw-Lenker fährt ohne Licht.

Im ersten Halbjahr 2025 haben sich im österreichischen Straßenverkehr 17.478 Unfälle ereignet, bei denen Personen zu Schaden kamen.
Das sind um 2,9 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2024. 21.873 Personen wurden verletzt (+2,9 Prozent), 170 wurden getötet (+23,2 Prozent).
Dies teilte die Statistik Austria am Donnerstag auf Grundlage vorläufiger Daten mit und sprach von „der höchsten Zahl an Unfällen und Verletzten in den vergangenen elf Jahren“.
Wie die Statistik Austria hervorhebt, wurden 1.125 E-Scooter-Fahrer verletzt und zwei getötet – um 31 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2024 und sogar um 84 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2023. Ein hoher Anteil (15 Prozent) der verunglückten E-Scooter-Lenker sei zum Unfallzeitpunkt alkoholisiert gewesen. Bei Rad- und Pkw-Fahrern war dieser Anteil mit jeweils 6 Prozent weniger als halb so groß.
Die meisten E-Scooter-Verunglückten gab es unter den 10- bis 14-Jährigen; die Anzahl im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt, von 123 auf 252. Damit seien in dieser Altersgruppe mehr E-Scooter-Fahrer verunglückt als Fahrer muskelbetriebener Fahrräder oder Pkw-Mitfahrer.
Nicht zuletzt aufgrund der gestiegenen Zahl an Unfällen mit E-Scootern erreichten Unfälle mit Beteiligung von unter 14-Jährigen mit 1 720 verunglückten Kindern den höchsten Wert seit 2007. Das bedeute bei Kinderunfällen einer Steigerung um 13 Prozent gegenüber 2024 und 31 Prozent gegenüber 2023.
Auch die Anzahl der tödlich verunglückte Radfahrer erreichte einen Höchstwert. Im ersten Halbjahr 2025 kamen 30 Radfahrer ums Leben, mehr als doppelt so viele wie im ersten Halbjahr 2024. Dies sei der höchste Wert in den letzten 23 Jahren. Jeder zweite getötete Fahrradfahrer war mit einem E-Bike unterwegs.
Der VCÖ machte kürzlich darauf aufmerksam, dass die Anzahl von Verkehrsunfällen bei Dämmerung und Dunkelheit deutlich zunehme. Insbesondere Fußgänger würden häufiger Opfer von Verkehrsunfällen, so der VCÖ auf Basis von Daten der Statistik Austria.
„Von den tödlichen Fußgängerunfällen bei Dunkelheit oder Dämmerung passierten im Vorjahr 48 Prozent im November oder Dezember“, stellte der VCÖ fest. Bei Pkw-Insassen sei die Anzahl der tödlichen Unfälle bei Dämmerung oder Dunkelheit im November und Dezember fast doppelt so hoch wie im Schnitt der anderen Monate.
Insgesamt kamen in Österreich im November und Dezember letzten Jahres laut VCÖ 29 Menschen bei Dämmerung oder Dunkelheit im Straßenverkehr ums Leben. Davon waren 17 Pkw-Insassen, zehn Fußgänger und je eine Person verunglückte mit einem Motorrad beziehungswiese E-Bike.
Die Anzahl der bei Verkehrsunfällen bei Dunkelheit und Dämmerung Schwerverletzten war im November und Dezember bei Pkw-Insassen um rund 70 Prozent höher als im Durchschnitt der anderen Monate, bei Fußgängern mehr als doppelt so hoch.
„Jetzt im November und Dezember sind die Tage kürzer, die Sicht schlechter. Das bedeutet konkret, mit voller Aufmerksamkeit und langsamer zu fahren“, betont VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky. In Finnland und in Litauen beispielsweise gälten jetzt in der dunklen Jahreszeit niedrigere Tempolimits auf Freilandstraßen und Autobahnen.
„Ein Problem bereiten hohe Fahrzeuge, die vor Schutzwegen parken und die Sicht auf Fußgängerinnen und Fußgänger verstellen. Deshalb sollte das Halte- und Parkverbot von fünf auf zehn Meter ausgeweitet werden“, fügt Jaschinsky hinzu.
Wichtig sei auch, dass Fußgänger besonders aufmerksam sind, da die Dunkelheit Blickkontakt mit dem Lenker eines herannahenden Fahrzeugs erschwere, hebt der VCÖ hervor. Und: Mit reflektierender Kleidung oder Reflektorbändern könne die Sichtbarkeit erhöht werden.
Auf das Problem der Sichtbarkeit wies auch der ÖAMTC am Donnerstag hin. „Viele unterschätzen, wie unsichtbar sie im Dunkeln tatsächlich sind“, warnte ÖAMTC-Verkehrstechniker David Nosé. Ohne helle oder reflektierende Kleidung werde man anderen Verkehrsteilnehmern oft viel später wahrgenommen, „das erhöht die Unfallgefahr drastisch“.
Der Club hat zu diesem Thema vom 1. bis 20. Oktober eine österreichweite Erhebung durchgeführt. Dabei wurden 10.432 Verkehrsteilnehmer bei Dämmerung und Dunkelheit an Kreuzungen und Bahnhofsvorplätzen erfasst. Das Ergebnis:
Laut Untersuchungen reduziere sich das Unfallrisiko durch helle oder reflektierende Kleidung um bis zu 50 Prozent, unterstreicht der ÖAMTC. Eine Person mit Reflektoren sei aus rund 130 Metern Entfernung erkennbar, eine dunkel gekleidete dagegen erst aus etwa 25 Metern.
„Zwischen 25 und 130 Metern liegen Welten – und im Ernstfall bedeuten sie wertvolle Sekunden, die über Leben oder Tod entscheiden können“, mahnt Nosé. Ein Bündel an Maßnahmen sei nötig, um die Unfallzahlen in der dunklen Jahreszeit zu senken: „Ausreichende Straßenbeleuchtung, angepasstes Tempo und gut sichtbare Kleidung sind dabei entscheidende Faktoren.“
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