26.5.2025 – Brandschutzkonzepte, die einmal „gut“ waren, können heute längst veraltet sein, warnt Südvers-Experte Michael Buser. Brandgefahr bei geschäumten Dämmstoffen, brandschutztechnische Herausforderungen in Warenlagern, die weite Verbreitung von Lithiumbatterien und die Komplexität von Lieferketten schaffen neue oder größere Risiken, wie Buser beim „Koban Südvers Risk Summit“ sagte.
Cybergefahren mögen in unternehmerischen Risiko-Rankings zwar stets an prominenter Stelle aufscheinen, aber Feuer rangiert ebenso immer unter den Top Ten.
Das sagte Michael Buser, Leiter des Risk Engineerings bei Südvers, in einem Vortrag beim „Koban Südvers Risk Summit“ vergangenen Donnerstag (VersicherungsJournal 23.5.2025).
Darin setzte er sich mit „brandschutztechnischen Herausforderungen in einer sich stetig verändernden Risikolandschaft“ auseinander.
Früher, so Buser, habe man geglaubt, mit einer Brandmeldeanlage und der Feuerwehr habe man im Brandschutz des Unternehmens schon „die halbe Miete eingefahren“. Das sei zwar eine „Minimalanforderung“, aber „das reicht heute nicht mehr“.
Konkret ging Buser auf vier Aspekte ein, warum die Anforderungen heute höher sind. Da wäre einmal der Einsatz geschäumter Dämmstoffe. Dieses Material habe zwar nicht zu unterschätzende Vorteile, allerdings auch einen großen Nachteil: seine Brennbarkeit.
Aus Schadenereignissen wisse man: „Ein solcher Brandschaden ist in der Regel ein Totalschaden.“ Das liege daran, dass sich das Brandverhalten von anderen Dämmstoffen unterscheide.
Je nach Art des geschäumten Dämmstoffs könne sich ein Brand, anders als bei Mineral- oder Glaswolle, in alle Richtungen ausbreiten, selbst nach unten, wenn das Material Tropfen bildet, die Sekundärbrände auslösen können.
Mit „Glück“ werde nur die Fassade erfasst, oft dehne sich das Fauer aber auch horizontal und in die Untergeschoße aus, sodass es zu einem großflächigen Brand komme.
Das könne auch dazu führen, dass der Brand an der Löschanlage „vorbeigeht“ – und etwa das brennende Dach samt intaktem Voll-Sprinklerschutz nach unten stürzt, bevor dieser überhaupt angesprungen ist.
Selbst, wenn die Feuerwehr rechtzeitig alarmiert wurde, seien solche Brände praktisch nicht beherrschbar. Dies müsse für einen adäquaten Brandschutz bedacht werden.
Handy, Kamera, Werkzeug, Rasenmäher, Auto, in Zukunft sogar Baustellenfahrzeuge: Lithium-Batterien sind inzwischen weit verbreitete Stromquellen – bergen aber auch die Gefahr, zur Zündquelle zu werden, wie Buser unterstrich.
Jeder dritte Brand sei auf Elektrizität zurückzuführen, und hier wiederum spiele Akkutechnik die größte Rolle, größer als jene von Kühlgeräten, Wäschetrocknern oder Fernsehgeräten zum Beispiel.
Dabei dürfe man nicht nur an die unmittelbaren Schäden, also das durch einen Akkubrand zerstörte Gerät denken. Man müsse auch die Folgeschäden im Auge haben: Wenn das brennende E-Bike im Haus steht, ist das ganze Haus gefährdet.
Für einen risikoadäquaten Schutz sei beispielsweise an Brandabschnittstrennung, Separierung von Werten und Löschtechnik zu denken – und an „ganz schnell, ganz viel Wasser“.
Die Risikoqualität ist Trigger für die Versicherbarkeit.
Michael Buser
Zwischen Logistikern und Brandschützern gibt es einen gewissen Zielkonflikt, wie Buser im dritten Punkt anmerkte: Der eine möchte möglichst viel in der Breite und in der Höhe unterbringen, der andere hätte gerne mehr Abstand, um das Übergreifen eines Feuers einzudämmen.
Wenn das zu lagernde Material in Kisten getrennt verwahrt wird, ist das noch kein Grund für Entwarnung, wie Buser sagte. Denn wenn das Lagerhilfsmittel selbst brennbar ist, könne es trotzdem zum Vollbrand mit Totalschaden kommen.
Vollsprinklerschutz, eine richtig dimensionierte Pumpe, Rohre mit dem richtigen Querschnitt wären Elemente eines adäquaten Schutzkonzeptes, erklärte Buser.
Zu bedenken gab er auch, dass Warenströme heute stärker vernetzt seien als früher und es viele Player gebe, die Einfluss auf die Lieferkette eines Unternehmens haben können. Hiermit müssten sich Unternehmen vertieft auseinandersetzen, Schutzkonzepte dafür gebe es.
Die Quintessenz aus alldem aus Busers Sicht: Es gilt, sämtliche Unternehmensprozesse im Blick haben und daraus das passende Schutzkonzept abzuleiten.
Ihre Leserbriefe können für andere Leser eine wesentliche Ergänzung zu unserer Berichterstattung sein. Bitte schreiben Sie Ihre Kommentare unter den Artikel in das dafür vorgesehene Eingabefeld.
Die Redaktion freut sich auch über Hintergrund- und Insiderinformationen, wenn sie nicht zur Veröffentlichung unter dem Namen des Informanten bestimmt ist. Wir sichern unseren Lesern absolute Vertraulichkeit zu! Schreiben Sie bitte an redaktion@versicherungsjournal.at.
Allgemeine Pressemitteilungen erbitten wir an meldungen@versicherungsjournal.at.
Der VersicherungsJournal Newsletter informiert Sie von montags - freitags über alle wichtigen Themen der Branche.
Ihre Vorteile