1.9.2025 – Mehr als zwei Drittel sagen in einer KFV-Umfrage, das Spannungspotenzial habe sich im Straßenverkehr gesteigert. Das hat offenbar mit einem veränderten Straßenbild – Stichwort E-Scooter, E-Bikes – zu tun, aber auch mit Verhaltensweisen wie zu hohem Tempo oder Nicht-Blinken beim Abbiegen. Meistgenutzte Fachbegriffe für Unmutsäußerungen: Trottel und Arsch. Das KFV warnt jedoch vor nachteiligen Folgen der Verwendung von Kraftausdrücken.
Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) hat 2.260 Personen zum Thema „Konflikte im Straßenverkehr“ befragt. Ergebnis: 70 Prozent finden, dass die Spannungen im Straßenverkehr in den letzten fünf Jahren zugenommen haben.
Zu den Gründen zählen unter anderem mehr Stress sowie Unaufmerksamkeit und Ablenkung. Am häufigsten werden Konflikte zwischen Auto- und Radfahrern (68 Prozent), Autofahrern untereinander (55 Prozent) sowie zwischen Auto- und E-Scooter-Fahrern (44 Prozent) wahrgenommen.
Die größte Veränderung der letzten fünf Jahre nach Ansicht der Befragten: „Es sind immer mehr unterschiedliche Fahrrad-Arten unterwegs.“ 92 Prozent sind der Meinung, dass dies entweder „voll und ganz“ (52 Prozent) oder „eher zutrifft“ (40 Prozent).
„Für E-Scooter, E-Bikes, Lastenfahrräder und ähnliche Vehikel gelten laut StVO die gleichen Verhaltensvorschriften wie für herkömmliche Fahrräder, sofern sie eine bestimmte Leistung und Bauartgeschwindigkeit nicht überschreiten“, sagt Klaus Robatsch, Leiter des Bereichs Verkehrssicherheit im KFV.
„Wenn man bedenkt, dass sich heute all diese teils recht unterschiedlichen Fahrzeuge zeitgleich auf denselben Strecken bewegen, kann man diese Wahrnehmung nicht von der Hand weisen.“, fügt Robatsch hinzu.
„Leider kommt es dabei auch immer wieder zu Konflikten.“
Tatsächlich sei das Potenzial für Unfallvermeidung bei Fahrrädern, E-Bikes und E-Scootern besonders hoch, stellt das KFV fest. Denn die Anzahl der hier Verletzten steige „rapide“.
Allein 2024 seien mit Fahrzeugen dieser drei Kategorien rund 45.000 Menschen verletzt und 39 Personen getötet worden – und 2025 dürfte die Anzahl der Getöteten aufgrund des bisherigen Jahresverlaufs „neuerlich deutlich übertroffen“, nimmt das KFV an.
Überhitzte Gemüter aufgrund von Konflikten im Straßenverkehr können die Situation weiter verschärfen, warnt das KFV und rät deshalb, „cool“ zu bleiben. Das gelingt freilich nicht immer. Was ärgert die Befragten am häufigsten?
Bei Autofahrern falle am häufigsten negativ auf, dass sie schneller fahren als erlaubt (66 Prozent), nicht blinken (62 Prozent) oder bei gelb noch in eine Kreuzung einfahren (59 Prozent).
Bei Radfahrern werde am häufigsten mit Verärgerung notiert, dass sie auf dem Gehsteig fahren (52 Prozent), sich bei Autos durchschlängeln (52 Prozent) oder beim Abbiegen kein Handzeichen geben (51 Prozent).
Nun gibt es unterschiedliche Arten, mit Ärgernissen umzugehen. Manch einer kleidet seine Reaktion in mehr oder minder gut ausformulierte Kurzstellungnahmen zum wahrgenommenen Verhalten.
Das KFV hat vor diesem Hintergrund nachgefragt, zu welchen Unmutsäußerungen Österreichs Autofahrer vorzugsweise greifen, und fand heraus: Beliebtestes Schimpfwort ist „Trottel“ – je nach individuellem Eskalationsniveau optional untermauert mit einem vorangestellten „Voll-“.
An zweiter Stelle folgt die rustikale Beschreibung des Gesäßes, auch dies gegebenenfalls in den Grundbegriff weiter ausschmückenden Variationen. Seltener, aber doch wird auch zu vergleichsweise stoischen Formulierungen wie „Fahr doch!“ gegriffen.
Bei der Verwendung von Kraftausdrücken sei allerdings „höchste Vorsicht“ geboten, warnt Robatsch: Wer jemanden öffentlich beleidigt, könne sich strafbar machen. Womöglich fühle sich der Beschimpfte auch so gekränkt oder sei so verärgert, dass dadurch die Unfallgefahr steigt.
„Manchmal wird auch aus einer verbalen Gewalt eine physische. Daher ist es wichtig, mit einer besonnenen Reaktion dazu beizutragen, eine Konfliktsituation zu entspannen, statt diese weiter anzuheizen“, ergänzt Robatsch.
Zentral sei, Konflikte von vornherein zu vermeiden. „Mehr Achtsamkeit und gegenseitige Rücksichtnahme auf andere tragen generell zu einem besseren Miteinander bei“, betont Robatsch. Situationsangepasste Geschwindigkeit sei ebenfalls etwas, was alle Verkehrsteilnehmer beherzigen sollten.
Zudem sei eine Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur – beispielsweise breitere Radfahranlagen oder ein Ausbau der vom Kfz-Verkehr getrennten Radinfrastruktur – nötig.
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