5.5.2025 – Vier von fünf Befragten einer aktuellen Studie von Valida glauben nicht, von künftigen staatlichen Pensionen gut leben zu können. Hohe Zustimmung gibt es in Österreich für Teilpensionen und eine Anhebung des Antrittsalters bei Korridorpensionen.
„In Umweltbelangen wollen wir nachhaltig sein, bei diesem Thema aber nicht mehr“, stellte Martin Sardelic, Vorstandsvorsitzender der Valida Vorsorge Management, bei einem Pressgespräch vergangene Woche prägnant als These in den Raum.
Gemeinsam mit Philipp Mayer, Vorstandsmitglied der Valida Vorsorge Management, und Stephan Duttenhöfer, Geschäftsführer des Marktforschungsinstituts Spectra, präsentierte er am Mittwoch eine repräsentative Studie zum Thema Pensionen, für die rund 1.900 Menschen in Österreich im Alter von 18 bis 60 Jahren befragt wurden.
„Das umlagefinanzierte Pensionssystem überzeugt die Österreicher aktuell nicht“, fasste Duttenhöfer die wichtigsten Ergebnisse der Studie zusammen.
Vor allem bei Frauen und jungen Menschen sei der Anteil derer sehr hoch, die nicht davon ausgehen, von ihren späteren staatlichen Leistungen gut leben zu können. „Dies führt zu einer breiten Akzeptanz für ergänzende kapitalgedeckte Maßnahmen.“
Auf die Frage, ob man sich vorstellen könne, von der späteren staatlichen Pension gut leben zu können, antworten 58 Prozent mit „Nein“. Drei von zehn Befragten können keine Angabe machen, und nur 17 Prozent bejahten die Frage.
Unter den Frauen äußerten sich sogar nur 12 Prozent und bei den unter 30-Jährigen nur 13 Prozent zuversichtlich. Die spätere Pensionslücke bei Pensionsantritt wird auf bis zu 1.243 Euro geschätzt – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zur letzten Spectra-Umfrage im Jahr 2022 (damals 824 Euro).
Wie Sardelic meint, haben sich noch zu wenige Menschen mit ihrer Pensionsvorsorge auseinandergesetzt. Aber: „Im Zuge der Regierungsverhandlungen ist das Thema Pensionsvorsorge wieder mehr in die Aufmerksamkeit gerückt.“
Doch wie bereit sind Frau und Herr Österreicher für Pensionsreformen tatsächlich und welche Maßnahmen finden eine breite Zustimmung?
Mit 69 Prozent begrüße eine klare Mehrheit das Vorhaben der Bundesregierung, durch Einführung der Teilpension das Arbeiten im Alter zu fördern. Weiters seien 61 Prozent für die Anhebung des Antrittsalters bei der Korridorpension. Ein Pensionssplitting, das jenem Elternteil mit längeren Kinderbetreuungszeiten zugutekommt, finde bei 47 Prozent Zustimmung.
Immerhin 38 Prozent sprechen sich für eine einmalige oder schrittweise Anhebung des Pensionsantrittsalters aus. 59 Prozent fordern, dass der Staat durch Investitionen in Wertpapiere zusätzliche Mittel für Pensionszahlungen erwirtschaftet.
Die zweite Säule, also die betriebliche Vorsorge, sollte deutlich stärker ausgebaut werden – so es nach den Wünschen der Befragten geht. Aktuell fließen rund 90 Prozent der Pensionen aus der ersten Säule. Die betriebliche Vorsorge spielt mit 4 Prozent nur eine untergeordnete Rolle.
Nach den Vorstellungen von Frau und Herrn Österreicher wäre dies anders. Im Durchschnitt wünschen sich die Befragten, dass der Anteil der zweiten Säule auf 26 Prozent steigt. Knapp sieben von zehn Befragten (69 Prozent) fordern, dass betriebliche Vorsorgelösungen verpflichtend für alle Arbeitnehmer eingeführt werden.
Für die Steuerbefreiung von Eigenbeiträgen zur Pensionskasse spricht sich mit 80 Prozent eine sehr breite Mehrheit aus. 44 Prozent der Befragten wären sogar bereit, einen Teil ihres Gehalts für Pensionskassenbeiträge umzuwidmen.
80 Prozent stimmen der Forderung zu, dass die Abfertigung Neu im Regelfall als spätere Zusatzpension verwendet werden soll und eine vorzeitige Auszahlung nur in finanziellen Notsituationen möglich sein darf.
Schließlich erläuterte Mayer – angelehnt an skandinavische Länder, wo der soziale Ausgleich und die Vorsorge verträglicher und austarierter gestaltet würden –, welche Reformen das österreichische Pensionskassensystem stärken könnten, um künftigen Anforderungen zu entsprechen.
Im Idealfall sollten betriebliche Vorsorgelösungen in sämtlichen Kollektivverträgen berücksichtigt werden, um allen heute Erwerbstätigen eine Zusatzpension aus der zweiten Säule zu ermöglichen.
Damit auch jeder für sich selbst zur Erhöhung seiner Zusatzpension beitragen kann, wäre ein gesetzlicher Anspruch auf die Umwidmung von Gehaltsteilen als Beitrag in eine Pensionskasse erforderlich.
Des Weiteren präsentierte Mayer ein Konzept zur Modernisierung des Pensionskassensystems, das mit keinem finanziellen Mehraufwand verbunden sei: „Wir möchten allen Pensionskassen-Kunden ein Lebensphasenmodell anbieten, bei dem die Veranlagungsstrategie immer an das Alter angepasst wird.“
Und weiter: „Für junge Menschen empfiehlt sich aufgrund der langfristig höheren Ertragschancen eine dynamische Veranlagung. Pensionisten hingegen hilft eine konservative Veranlagung, um Schwankungen bei der Auszahlungshöhe zu minimieren.“
Valida-CEO Sardelic schloss: „Wir sehen jetzt die Chance, dass sich politisch etwas ändert.“
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