WERBUNG

VCÖ gegen Helmpflicht für E-Fahrrad- und E-Scooter-Fahrer

22.8.2025 – Finanzielle, juristische, versicherungstechnische Risiken und ein Rückgang an Fahrradnutzung und E-Bike-Sharing-Angeboten – das wären nach Einschätzung des VCÖ die Folgen einer Helmpflicht-Einführung. Der Mobilitätsclub sieht in einer Bewusstseinskampagne für das Helmtragen und vor allem einer besseren Infrastruktur für den Radverkehr sowie Tempolimits „deutlich wirksamere Maßnahmen“ für die Sicherheit der E-Fahrrad- und E-Scooter-Nutzer.

Die Mobilitätsorganisation VCÖ spricht sich gegen eine Helmpflicht beim Fahren mit Elektrofahrrädern und E-Scootern aus.

Mit einer solchen Pflicht „würden Unfallopfer automatisch Teilschuld bei Unfällen bekommen, sobald sie keinen Helm tragen, sogar dann, wenn sie von einem Raser oder Alkolenker niedergefahren werden“, argumentiert der VCÖ in einer Mitteilung vom Donnerstag.

„Eine Helmpflicht würde zudem das Ende von E-Bike- und E-Scooter-Sharing bedeuten und damit das Mobilitätsangebot für die Bevölkerung verringern.“

Juristische und versicherungstechnische Risiken

So sehr das Tragen eines Helms zu empfehlen sei, so führe eine Helmpflicht zu juristischen und versicherungstechnischen Risiken, wie es weiter heißt.

Ein vergessener Radhelm würde zum finanziellen Risiko, während Versicherungen „durch ein Abwälzen von Schmerzensgeldansprüchen auf die Unfallopfer profitieren würden“, so der VCÖ.

„Auch wenn man mit dem Fahrrad niemanden gefährdet und völlig unverschuldet angefahren wird, bliebe man auf einem Teil der entstandenen Kosten sitzen“, sagt VCÖ-Experte Michael Schwendinger zu den Konsequenzen einer Helmpflicht.

Mit einer Bewusstseinskampagne könne die Helmtragequote erhöht werden, „ohne dass Unfallopfer zusätzlich einen finanziellen Schaden erleiden“, meint man im VCÖ.

Rad-Infrastruktur und Tempolimits bessere Alternativen

Tödliche E-Bike-Unfälle 2024 (Grafik: VCÖ)
Infrastruktur und tödliche E-Bike-Unfälle 2024 (Grafik: VCÖ).
Zum Vergrößern Bild anklicken.

Schwendinger sieht „deutlich wirksamere Maßnahmen“ für mehr Sicherheit von E-Bike-Fahrern gibt als eine Helmpflicht. „Maßnahmen, die zudem keine negativen Folgewirkungen haben.“

Die wichtigste Maßnahme ist dem VCÖ zufolge eine gute Rad-Infrastruktur. Im Vorjahr habe sich kein einziger tödlicher E-Bike-Unfall auf einem Radweg oder einer anderen Radverkehrsanlage ereignet.

Ein zweiter wichtiger Faktor sei die Geschwindigkeit: Sieben der neun tödlichen E-Bike-Unfälle auf Freilandstraßen seien auf Abschnitten mit Tempolimit 100 passiert; sieben der elf tödlichen E-Bike-Unfälle im Ortsgebiet auf Straßen mit Tempolimit 50, zwei weitere mit Tempolimit 40.

„Eine Helmpflicht verhindert keine Unfälle, eine gute Radinfrastruktur und niedrigere Tempolimits hingegen schon“, folgert Schwendinger.

VCÖ rechnet bei Helmpflicht mit Ende des E-Bike-Sharings

Eine Helmpflicht würde nach Einschätzung des VCÖ auch dem E-Bike-Sharing ein Ende machen.

Wien habe 300 Elektrofahrräder im City-Bike-Angebot, Salzburg die Einführung von E-Bike-Sharing für 2026 beschlossen. In den vergangenen Jahren sei zudem in einigen Städten E-Scooter-Sharing als Zubringer zum öffentlichen Verkehr eingeführt worden.

Diese Mobilitätsangebote würden mit einer Helmpflicht wegfallen, „denn kaum jemand wird bereit sein, von anderen verwendete, verschwitzte Helme zu tragen“, meint der VCÖ.

Auch bei E-Scootern gebe es eine bessere Lösung, nämlich, dass deren Tempo auf 20 km/h gedrosselt wird.

Weniger Fahrradnutzung wegen Helmpflicht

Überhaupt zeige die Erfahrung, dass eine Helmpflicht die Fahrradnutzung reduziere.

In Australien habe die Zahl der Radfahrer je nach Region zwischen 30 und 40 Prozent abgenommen. Israel habe 2007 eine Helmpflicht eingeführt, sie aber vier Jahre später aufgrund negativer Effekte auf die Anzahl der Radfahrer wieder abgeschafft.

2024 rund eine Viertelmillion E-Fahrräder verkauft

Nach Angaben des VCÖ sind 2024 österreichweit 226.000 Elektrofahrräder verkauft worden – 57 Prozent aller verkauften Fahrräder. In den vergangenen fünf Jahren seien 1,12 Millionen Elektrofahrräder gekauft worden.

Schlagwörter zu diesem Artikel
Verkauf
 
Ihr Wissen und Ihre Meinung sind gefragt

Ihre Leserbriefe können für andere Leser eine wesentliche Ergänzung zu unserer Berichterstattung sein. Bitte schreiben Sie Ihre Kommentare unter den Artikel in das dafür vorgesehene Eingabefeld.

Die Redaktion freut sich auch über Hintergrund- und Insiderinformationen, wenn sie nicht zur Veröffentlichung unter dem Namen des Informanten bestimmt ist. Wir sichern unseren Lesern absolute Vertraulichkeit zu! Schreiben Sie bitte an redaktion@versicherungsjournal.at.

Allgemeine Pressemitteilungen erbitten wir an meldungen@versicherungsjournal.at.

Täglich bestens informiert!

Der VersicherungsJournal Newsletter informiert Sie von montags - freitags über alle wichtigen Themen der Branche.

Ihre Vorteile

  • Alle Artikel stammen aus unserer unabhängigen Redaktion
  • Die neuesten Stellenangebote
  • Interessante Leserbriefe

Jetzt kostenlos anmelden!

VersicherungsJournal in Social Media

Besuchen Sie das VersicherungsJournal auch in den sozialen Medien:

  • Facebook – Ausgewähltes für den Vertrieb
  • Twitter – alle Nachrichten von VersicherungsJournal.at
  • Xing News – Ausgewähltes zu Karriere und Unternehmen
Diese Artikel könnten Sie noch interessieren
21.8.2025 – Ein fiktives Gespräch, wie es leider immer noch oft zwischen Versicherungsvorstand, Datenanalysten und Aktuaren vorkommt . – Von Versicherungsmathematiker Christoph Krischanitz. (Bild: Krischanitz) mehr ...
 
18.8.2025 – Swiss Re hat die Ergebnisse für das erste Halbjahr präsentiert. Das Ergebnis spiegle die Fokussierung auf Underwriting-Qualität, Portefeuillemanagement und Anlagestrategie wider, so der Konzern. (Bild: Swiss Re) mehr ...