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VIG-Makler-Event: Ein Streifzug durch holpriges Risikogelände

2.10.2025 – Die Breite der Risiken im Firmenkundengeschäft zeigte sich bei einer Maklerveranstaltung der VIG in Wien: Die Palette reicht von den Folgen sprunghafter Zinspolitik über neue Regulierung, die neue Haftungsfragen aufwirft, bis hin zum „Fake Carrier“-Phänomen. Auch Themen wie „Ewigkeitschemikalien“ oder Brandgefahren durch Akkus und Photovoltaik kamen zur Sprache – ebenso wie der Risikoappetit auf Versicherungs- und das Risikobewusstsein auf Kundenseite.

V.l.n.r.: Paul Schuster, Rainer Erasim, Franz Verdorfer, Erich Köpke, Bernhard Payer und Michael Ganzwohl (Bild: Donau/APA-Fotoservice/Tanzer)
V.l.n.r.: Paul Schuster, Rainer Erasim, Franz Verdorfer, Erich Köpke, Bernhard Payer und Michael Ganzwohl (Bild: Donau/APA-Fotoservice/Tanzer).

„Globale und regionale Entwicklungen aus Versicherer-Perspektive und deren Einfluss auf die österreichische Versicherungswirtschaft“: Das Themenfeld war breit abgesteckt beim jüngsten „Makler-Event“, zu dem die Vienna Insurance Group AG (VIG) mit der Wiener Städtischen Versicherung AG und der Donau Versicherung AG geladen hatte.

Gerald Netal, Leiter des Firmengeschäfts der VIG, skizzierte bei der Veranstaltung in der Donau-Zentrale am Dienstag eingangs, welchen Entwicklungen und teils „sehr dynamischen“ Veränderungen Versicherungsunternehmen aktuell gegenüberstehen.

Politische und wirtschaftliche Spannungen

Da wären einmal die geopolitischen Herausforderungen wie hybride Kriegsführung – man denke etwa an Drohnen- und Cyberangriffe – und sich in einer „multipolaren Welt“ unterschiedlich entwickelnde Sanktionsregime.

Im globalen Handel könne man die Sprengkraft sich verändernder Zölle beobachten. Hier könnten plötzliche Änderungen in der Zollpolitik mit den damit zusammenhängenden plötzlichen (Schaden-)Kostensteigerungen letztlich Volatilität in den Versicherungssummen zu einem Thema werden lassen.

Nachhaltigkeit – und was sie nun eigentlich bedeutet

In gewisser Weise volatil ist auch das Thema Nachhaltigkeit. Die VIG sei unverändert dem Ziel „Net Zero 2050“ verpflichtet, bekräftigte Netal. Derzeit sei allerdings eine „Uminterpretierung“ des Begriffs „Nachhaltigkeit“ zu beobachten – Stichworte sind hier etwa Energie und Verteidigung.

Apropos ESG: Hier habe man auf Erleichterungen gehofft – die EU-Kommission hat ja Anfang des Jahres ein Programm zur Entbürokratisierung vorgestellt. Bis dato sei allerdings noch keine Tendenz zu weniger Erfordernissen in der Berichterstattung zu erkennen.

Naturkatastrophen und andere Schadenarten im Fokus

In puncto Naturkatastrophen ist zwischen großen Ereignissen wie jenem im September 2024, ausgelöst durch das Mittelmeertief „Boris“, und kleineren regionalen zu unterscheiden.

Die Rückversicherungswirtschaft habe die Risikopositionen in den letzten Jahren in Richtung der Erstversicherer verschoben. Gerade kleinere Schäden würden aber intensiver und häufiger. So stelle sich neben der Frage der Unterversicherung auch die Frage, welche Folgen sich daraus für langfristige Verträge ergeben.

Netal riss noch einige andere Punkte an, die die Versicherungswirtschaft beschäftigen, zum Beispiel Brände in der Abfallwirtschaft – Stichwort Lithium-Akkus – oder Brände bei Photovoltaikanlagen, die oftmals durch unsachgemäße Installation, kombiniert mit brennbaren Gebäudekonstruktionen, bedingt seien. Oder: das „Fake Carrier“-Phänomen, bei dem sich der Frächter als Betrüger entpuppt – und die verladene Ware weg ist.

Und schließlich künstliche Intelligenz: Diese könne man beispielsweise in Analysen und in der Risikoerkennung „sinnvoll nutzbar“ machen. Allerdings ersetze KI das persönliche Gespräch nicht, betonte Netal.

Gerald Netal, Leitung Firmengeschäft, moderierte die Veranstaltung (Bild: Donau/APA-Fotoservice/Tanzer)
Gerald Netal, Leitung Firmengeschäft, moderierte die Veranstaltung (Bild: Donau/APA-Fotoservice/Tanzer)

Wie steht es um den Risikoappetit?

In der anschließenden Podiumsrunde nahmen zunächst Teamverantwortliche aus der Vienna Insurance Group zum Thema „Risikoappetit“ Stellung.

Rainer Erasim, Teamleiter Sach und Technik (Großgewerbe und Industriebetrieb), hielt fest, dass ein Rückzug aus Branchen, die sich als schwierig erweisen, für die VIG kein Thema sei. Er sprach dabei von „volkswirtschaftlicher Verantwortung“.

Paul Schuster, im Bereich Sach und Technik mit Großkunden befasst, meinte: „Wir zeichnen alles, wenn’s passt.“ Wobei die Dinge gegebenenfalls „passend“ gemacht werden müssen.

Risiken erkennen und Lösungen finden

Bernhard Payer, Geschäftsführer der Risk Consult Sicherheits- und Risiko-Managementberatung GmbH, sagte, die Strategie sei, pragmatische Lösungen zu finden, die zur Größe und Betriebsart des Kunden passen – und zugleich dessen Risikoniveau zu verbessern.

Zum Themenfeld Cybersicherheit berichtete Michael Ganzwohl, Geschäftsführer der Cyriso Cyber Risk Solutions GmbH, dass sich die Problematik inzwischen in Richtung Klein- und Mittelunternehmen verlagere – und damit vielfach auf Unternehmen, die „nicht den holistischen Blick auf Resilienz“ haben wie große Unternehmen, die mittlerweile besser auf dieses Risiko vorbereitet sind.

Es gelte also, Risiken zu erkennen und dort „richtig anzusetzen“. Cybersicherheit im Unternehmen werde zum Wettbewerbsvorteil. KMUs für Cyberrisiken fit zu machen, sieht Ganzwohl als „großes Thema der nächsten Jahre“ – und als eines, an dem ständig gearbeitet werden muss: Cybersicherheit sein „kein Sprint, sondern ein Marathon“.

Natkat-Risiken nehmen zu, das Bewusstsein aber auch

Was das Naturkatastrophenrisiko betrifft, so sei dieses bereits stärker ins Kundenbewusstsein gerückt, gerade mit Blick auf mögliche Betriebsunterbrechungen, konstatierte Erasim. „Kunden kommen vermehrt auf uns zu“, so Erasim, Unterstützung gebe es für sie in Form von Beratung, Risikodialog und präventiven Services.

Naturkatastrophen sind kostspielig, unterstrich Schuster. Oft sei eine Versicherung dafür eine Frage des Preises, Deckungen seien aber vorhanden.

Erich Köpke, zuständig für internationale Programme, stellte fest, Frequenz und Auswirkungen von Natkat-Ereignissen nähmen zu. Man müsse sich darauf einstellen, dass Häufigkeit und Intensität steigen. Risk Engineering werde an Bedeutung gewinnen, auch Selbstbehalte und Limite werden eine Rolle spielen, meint Köpke.

KI könne hier, so wie überall, wo große Datenmengen anfallen, für zielgerichtete Prognosen von Nutzen sein, sagte Payer. Nichtsdestoweniger werde es „unerlässlich“ bleiben, sich Risiken vor Ort anzusehen und im Dialog mit dem Versicherungsnehmer und dem Versicherungsmakler die erforderlichen Maßnahmen abzuleiten.

Themenkatalog in der Haftpflicht

Ein weiteres Feld, das Aufmerksamkeit verlangt, ist die Haftpflicht: Franz Verdorfer, Teamleiter Haftpflicht (Firmen- und Großkundengeschäft), wies darauf hin, dass Regulierung hier für dauerhafte Beschäftigung sorgt.

Aktuell etwa mit der EU-Produkthaftungs-Richtlinie (2024/2853), die ihre betagte Vorgängerin aus dem Jahr 1985 ersetzt und bis 9. Dezember 2026 in den Mitgliedstaaten umgesetzt sein muss. Durch sie werde sich das Haftungsspektrum erweitern.

Auch die EU-Verbandsklagen-Richtlinie aus dem Jahr 2020, in Österreich 2024 umgesetzt, habe für Bewegung gesorgt, indem sie die Hürden zur Geltendmachung von Ansprüchen senkt.

Haftungsfragen stellen sich außerdem im Zusammenhang mit „PFAS“ („per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen“). Die Versicherungswirtschaft habe hier bereits reagiert, verwies Verdorfer auf eine neue optionale Klausel in den Musterbedingungen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).

Schlagwörter zu diesem Artikel
Nachhaltigkeit · Rückversicherung · Strategie · Unwetter · Versicherungsmakler
 
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