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Gesundheitsausgaben überdurchschnittlich stark gestiegen

13.6.2025 – Die laufenden Gesundheitsausgaben sind 2024 um 8,0 Prozent auf 57 Milliarden Euro angewachsen. Auf den privaten Bereich entfiel knapp ein Viertel, der Anstieg war hier mit +9,8 Prozent noch höher. In der Ärztekammer ortet man nicht nur Handlungsbedarf, sondern auch bereits eine „Flucht“ von Patienten in die private Krankenversicherung.

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Arzt mit Stethoskop (Bild: Online Marketing/Unsplash)
Bild: Online Marketing/Unsplash

57,03 Milliarden Euro oder 11,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) sind in Österreich 2024 an laufenden Ausgaben für Gesundheitsleistungen und -güter, einschließlich Langzeitpflege, angefallen. Dies teilte die Statistik Austria am Donnerstag auf Basis einer Schätzung mit.

Gegenüber 2023 erhöhten sich die nominellen Ausgaben damit um 8,0 Prozent. Zum Vergleich: Die Inflation laut Verbraucherpreisindex (VPI) betrug 2024 im Jahresschnitt 2,9 Prozent.

Auch der Anteil der Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt war 2024 höher als 2023, und zwar um 0,6 Punkte. „Dieser Anstieg ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Ausgaben in allen Bereichen des Gesundheitswesens spürbar zugenommen haben, während das nominelle BIP im gleichen Zeitraum nur geringfügig wuchs“, sagt Thomas Burg, fachstatistischer Generaldirektor der Statistik Austria.

Plus 7,5 Prozent bei öffentlichen Ausgaben

Mehr als drei Viertel (76,3 Prozent) waren öffentliche Ausgaben: Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherungsträger zahlten 43,5 Milliarden Euro der laufenden Gesundheitsausgaben. Das ist ein Plus in Höhe von 7,5 Prozent. 2017 bis 2023 waren es jährlich im Schnitt +6,1 Prozent gewesen.

2024 habe es in sämtlichen Bereichen des Gesundheitswesens hohe Zuwachsraten gegeben, hält die Statistik Austria fest. „So nahmen die öffentlichen Gesundheitsausgaben insbesondere für Krankenanstalten, für Behandlungen im niedergelassenen Bereich, im Bereich der Langzeitpflege und für Heilbehelfe überdurchschnittlich stark zu.“

Private Ausgaben um knapp ein Zehntel gestiegen

Die laufenden Gesundheitsausgaben der privaten Haushalte, freiwilligen Krankenversicherungen, privaten Organisationen ohne Erwerbszweck sowie Unternehmen beliefen sich auf 13,53 Milliarden Euro (+9,8 Prozent).

„Dieser Zuwachs lag über dem durchschnittlichen jährlichen Anstieg zwischen 2017 und 2023 von 2,8 Prozent“, berichtet die Statistik Austria. Starke Anstiege seien auch hier bei den stationären und ambulanten Leistungen zu beobachten.

Der Versicherungsverband meldet in seinem Jahresbericht für 2024 ein Leistungsvolumen von 2,66 Milliarden Euro – verglichen mit 2023, ist das ein Anstieg um 11,4 Prozent. 3,57 Millionen Personen waren 2024 privat krankenversichert (+2,0 Prozent).

Laufende Gesundheitsausgaben Österreich 2017 bis 2024
Quelle: Statistik Austria

„Starkes Signal“, aber auch ein „Warnruf“

Dass Österreich „so viel wie nie“ in seine Gesundheitsversorgung investiere, sieht Johannes Steinhart, Präsident der Wiener und der Österreichischen Ärztekammer einerseits als „starkes Signal“, andererseits aber als „Warnruf“, wie er in einer Aussendung am Donnerstag sagte.

„Ein BIP-Anteil von 11,8 Prozent verpflichtet uns zu einer ehrlichen Diskussion: Was bringt wirklich Versorgung? Wie lenken wir Patientinnen und Patienten sinnvoll durch das System?“, fügt Eduardo Maldonado-González, Vizepräsident der Wiener Ärztekammer, hinzu.

„Es fließt zwar mehr Geld, aber nicht dorthin, wo es ankommen soll.“

Ärztekammer Wien

„Viele flüchten bereits in die private Krankenversicherung“

Die Wiener Ärztekammer findet eines „besonders alarmierend“: Während die Bevölkerung der Bundeshauptstadt seit 2012 um rund 16 Prozent gewachsen sei, sei die Anzahl der Kassenärzte in diesem Zeitraum um 11 Prozent gesunken.

„Die Zahlen zeigen deutlich, wie stark das System unter Druck steht – gerade im niedergelassenen Bereich“, sagt Naghme Kamaleyan-Schmied, Vizepräsidentin der Wiener Ärztekammer.

Niedergelassene Ärzte seien für Patienten die zentrale Anlaufstelle im solidarischen Gesundheitssystem. Aber: „Viele Patientinnen und Patienten flüchten bereits in die private Krankenversicherung, weil das solidarische System weder die Terminsicherheit, moderne Leistungen, noch die geforderte Zuwendungsmedizin sicherstellt.“

Damit die niedergelassenen Ärzte erste Anlaufstelle bleiben, müsse der Kassenbereich gestärkt werden. „Wenn der Anteil privater Ausgaben weiter steigt, wird sich die Zwei-Klassen-Medizin verschärfen.“ Es sei „an der Zeit zu handeln“, so Kamaleyan-Schmied, „bevor das Kassensystem endgültig kollabiert“.

Schlagwörter zu diesem Artikel
Gesundheitsreform · Marketing · Private Krankenversicherung · Sozialversicherung
 
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