20.5.2025 – Wie verständlich sind die Produktinformationsblätter für Konsumenten? Die EU-Versicherungsaufsicht hat einige Exemplare untersucht. Das Ergebnis: Neben einigen guten Praktiken sind ihr auch Beispiele aufgefallen, bei denen sie Raum für Verbesserungen sieht – zu unklar, vage, inkonsistent seien manche Texte. Dies erhöhe das Risiko, dass Kunden von einem anderen als dem tatsächlich vereinbarten Deckungsumfang ausgehen.
Klarer und konsumentenfreundlicher sollten die Informationen zu Naturkatastrophen-Deckungen in Haushaltsversicherungen sein, um falsche Vorstellungen über den tatsächlichen Versicherungsumfang zu vermeiden.
Zu dieser Ansicht gelangt die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (Eiopa) aufgrund einer neuen Analyse.
Für diese wurden 45 Produktinformationsblätter („Insurance Product Information Documents“; IPIDs) und 22 Versicherungsbedingungen von 29 Versicherern in acht Staaten der Union – Estland, Griechenland, Italien, Kroatien, Lettland, Portugal Rumänien und Slowakei – untersucht.
Viele Versicherer wenden bei der Offenlegung wesentlicher Informationen laut Eiopa gute Praktiken an – etwa, wenn die Bedingungen eine detaillierte Taxonomie der Natkat-Gefahren enthalten; dies erleichtere den Kunden das Verständnis.
Nichtsdestoweniger gebe es aber noch „Raum für Verbesserungen“ bei Formulierungen und Ausschlüssen, um sicherzustellen, dass Konsumenten besser entscheiden können.
Die Aufsichtsbehörde hält eine entsprechend detaillierte Kundeninformation nicht zuletzt deshalb für wichtig, weil in den letzten Jahren und Jahrzehnten nur etwa ein Viertel der Natkat-Schäden versichert gewesen sei.
Zu dieser großen Versicherungslücke trage auch „unklare und vage“ Information bei, aufgrund deren sich Konsumenten irrtümlich für natkatversichert halten.
Wie sich teilweise gezeigt habe, könnten Kunden nämlich im Unklaren darüber bleiben, ob bestimmte Ereignisse wie Überschwemmungen, Brände oder Erdrutsche gedeckt sind oder nicht. Deckungseinschränkungen seien nicht immer klar ersichtlich gewesen.
Wenn etwa manche Natkat-Deckungen im ersten Vertragsmonat ausgeschlossen werden, könne das beim Kunden zu einem falschen Bild vom Deckungsumfang führen.
Dasselbe gelte, wenn ein IPID Überschwemmungen als „voll“ gedeckt bezeichne, aber laut Polizze nur eine Überschwemmung innerhalb eines bestimmten Zeitraums gedeckt sei.
In manchen Fällen, so die Eiopa, stützten sich IPIDs zu sehr auf die separaten Vertragsdokumente. Dies erschwere es den Verbrauchern, zu verstehen, welche Ausschlüsse gelten und wie weit die Deckung insgesamt reicht.
Die Eiopa spricht auch davon, dass Natkat-Definitionen von Versicherer zu Versicherer sehr unterschiedlich ausgestaltet seien. Auch seien Begriffe mitunter nur teilweise erklärt worden.
Zusätzliche Deckungsoptionen – als solche werden Natkat-Risiken laut Eiopa oft vermarktet – seien manchmal nicht klar als optional gekennzeichnet gewesen. Dies könne bei Konsumenten den Eindruck erwecken, Natkat-Risiken wären automatisch inkludiert.
Eiopa-Vorsitzende Petra Hielkema versteht die Analyse als Bestätigung dafür, dass gut gestaltete IPIDs helfen können, Kernelemente von Produkten und Dienstleistungen zu erklären.
Wenn der Konsument aber Schwierigkeiten mit dem Verständnis des Deckungsumfangs habe, so erzeuge das im besten Fall unnötige Hindernisse.
„Im schlimmsten Fall riskieren wir, falsche Erwartungen zu wecken, die zu einem womöglich erheblichen finanziellen Schaden führen können, wenn es zu Katastrophen kommt“, so Hielkema.
Die positiven Beispiele im Bericht sieht sie als Antrieb für die Versicherer, von den IPIDs „noch besser“ Gebrauch zu machen und die Konsumenten dabei zu unterstützen, gut informiert zu entscheiden.
Der Bericht kann als PDF-Dokument von der Eiopa-Website heruntergeladen werden.
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