10.7.2025 – Mehr als ein Drittel der Österreicher beschäftigt sich kaum mit Geldanlage, zwei Drittel sind eher risikoscheu, mehr als die Hälfte erklärt, wenig über Wertpapiere zu wissen. Lebensversicherungen und Vorsorgeprodukte werden nur von rund 30 Prozent der Studienteilnehmer als attraktiv empfunden, jeder Vierte besitzt solche Produkte, heißt es in der Studie.
Wenn es um Geldanlage geht, sind Österreicher eher passiv, risikoscheu und konservativ. Das ist das Ergebnis einer Studie des Marktforschungsinstituts Marketagent.com Online Research GmbH. Befragt wurden dazu zwischen 30. April und 7. Mai 1.060 Österreicher zwischen 14 und 75 Jahren.
Nur 30,2 Prozent der Befragten beschäftigen sich sehr oder eher intensiv mit Geldanlage, 36,9 Prozent wenig oder überhaupt nicht intensiv. Während sich 37,5 Prozent der Männer (sehr) intensiv mit Geldanlagen befassen, sind es nur 22,8 Prozent der Frauen.
Für jüngere Menschen ist das Thema deutlich wichtiger als für Ältere: Nur 19,2 Prozent der Babyboomer (laut Wikipedia Jahrgänge 1946 bis 1964), aber 30,9 Prozent der Millennials (1981 bis 1996) und 44,5 Prozent der Generation Z (1197 bis 2012) beschäftigen sich sehr oder eher intensiv damit.
Mehr als ein Viertel der Österreicher vermeidet laut Studie grundsätzlich jedes Risiko (27,2 Prozent), weitere 40,6 Prozent bevorzugen Sicherheit und sagen, sie seien eher risikoscheu. Moderate Risiken würden 27,2 Prozent eingehen, nur fünf Prozent gehen hohe Risiken ein, wenn die Rendite stimmt.
Deutlich risikofreudiger sind Männer – 44,0 Prozent sind bereit, hohe oder moderate Risiken einzugehen; Überdurchschnittlich risikobereit sind auch die Generation Z (48,0 Prozent) und Millennials (36,9 Prozent) sowie Menschen in überdurchschnittlicher finanzieller Situation.
Die eher geringe Risikobereitschaft spiegelt sich auch im Anlageverhalten wider. Hätten die Österreicher plötzlich 10.000 Euro zur freien Verfügung, so würden 32,9 Prozent das Geld sparen oder auf dem Konto belassen, 18,2 Prozent würden in Aktien oder Fonds investieren.
Zur Rückzahlung von Schulden würden 17,7 Prozent die 10.000 Euro verwenden, 13,4 Prozent für Reisen oder Freizeitaktivitäten.
Bei der Frage nach den attraktivsten Anlageformen liegen Gold bzw. Edelmetalle mit 48,9 Prozent vor Immobilien (43,2 Prozent) sowie Sparbüchern und Bausparen (42,9 Prozent) – Mehrfachnennungen waren möglich.
Pensionsvorsorgen, Lebensversicherungen und Vorsorgeprodukte werden dagegen nur von 30,7 Prozent der Befragten als attraktiv empfunden. Wenn es um aktuell tatsächliche Investitionen geht, liegen diese Produkte aber mit 25,8 Prozent auf Rang drei.
Mehr als die Hälfte der Studienteilnehmer verfügt aktuell über Sparbücher, Sparkonten oder Bausparverträge (53,7 Prozent), 29,8 Prozent haben Aktien, Aktienfonds, ETFs oder Anleihen. In Gold und Edelmetallen sind 21,8 Prozent veranlagt, Immobilien besitzen demnach nur 11,7 Prozent.
Hindernis für ein Investment in Wertpapiere dürfte auch der Wissensstand sein. So geben 54,2 Prozent der Befragten an, ihr Wissen zum Thema Aktien sei eher oder sehr schlecht. Nur 3,9 Prozent glauben, sehr gut über Aktien Bescheid zu wissen, weitere 15,2 Prozent „eher gut“.
Nicht nur das eigene Wissen, auch das Gefühl dürfte in Österreich mehrheitlich gegen Aktien sprechen: Für 27,6 Prozent der Studienteilnehmer sind Aktien „ein Spielcasino“, für 25,0 Prozent „ein sprunghafter Fahrstuhl“. Als „sicheren Hafen“ betrachten nur 6,9 Prozent der Befragten Aktien.
„„Die Aktie ist in Österreich ein Nischenprodukt. Der Zugang bleibt vielen verschlossen – sei es emotional, kognitiv oder finanziell“, kommentiert Thomas Schwabl, Gründer und Geschäftsführer von Marketagent diese Ergebnisse.
Kein Geld zur Verfügung zu haben, ist für 37,5 Prozent der Österreicher ein Grund, nicht in Aktien oder Wertpapiere zu investieren. Und 36,9 Prozent sagen auch, dass sie dafür zu wenig Wissen bzw. Erfahrung haben.
Für 29,7 Prozent ist das Risiko zu hoch und 25,2 Prozent haben „kein Vertrauen in die Finanzmärkte“. Weitere interessante Ergebnisse: 15,6 Prozent haben schlicht „kein Interesse“, 5,4 Prozent haben in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht.
Das führt auch dazu, dass die Bereitschaft, künftig überhaupt oder weiteres Geld in Aktien oder Wertpapiere zu investieren laut Studie gering ist: Nur 22,4 Prozent sind dazu eher oder sehr bereit, 50,8 Prozent dagegen eher oder sehr wenig.
Auch hier zeigt sich ein deutlicher Unterschied in der Altersstruktur: Während nur 9,7 Prozent der Babyboomer (weiter) in Aktien oder Wertpapiere investieren wollen, sind es bei den Millennials 27,0 Prozent und in der Generation Z sogar 43,0 Prozent.
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