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Aus Weltfremdem etwas Lebbares machen

26.9.2016 – Wenn wir uns immer wieder über eher realitätsferne Texte aus dem fernen Bagdad – äh Brüssel – wundern, so ist es für das „Verständnis“ vielleicht dienlich, die Meinungsbildung der Eurokraten zu hinterfragen.

Selbstverständlich gelangen aus den Nationalstaaten und von Wirtschaft und Konsumentenvertretern teils sachlich begründbare, teils gesellschaftspolitisch motivierte Vorschläge nach Brüssel.

Die dort ansässigen „Experten“ kommen aber natürlich nicht aus den jeweiligen Branchen, weswegen ein eher diffuser Entscheidungsprozeß beginnt. Zum einen beginnen die präsumtiv „Betroffenen“ zu lobbyieren, zum anderen beauftragt die Kommission Organisationen mit „Markt- oder Sektorenuntersuchungen“.

Im Bereich Versicherungen war das zuletzt so, daß eine der weltweit großen Beratungsfirmen (eine von denen, die beispielsweise große Banken prüften und prüfen und nie und nimmer etwas von jenen Dingen fanden, die knapp danach die Welt in den finanziellen Kollaps getrieben haben) den Versicherungsmarkt in Europa untersucht hat.

Ich habe diesen Sektorenbericht gelesen und habe nicht den Eindruck, daß die tatsächliche Lage in Österreich (die ich einigermaßen zu kennen behaupte) nur ansatzweise in diesem Bericht wiederzufinden ist. Eher fällt mir der bekannte Witz mit einem dieser Berater ein, der einem Schafhirten etwas von dessen Herde erzählen will und dabei Schafe mit den Herdenhunden verwechselt.

Kurzum – wir müssen hoffen und trachten, mit der Umsetzung in Österreich die weltfremde Theorie in lebbare Praxis umzuwandeln. Dazu war die erwähnte Tagung höchst notwendig. Wenn Klaus Koban festhält, daß Verkauf ohne Beratung praktisch unmöglich ist, so ist das zu 100% zu unterstreichen. Über die Frage, wie diese Beratung zu erfolgen hat, wird noch intensiv zu diskutieren sein.

Wenn aber im Richtlinientext steht, daß jedes angebotene Produkt den Wünschen und Bedürfnissen des (jedes) Kunden zu entsprechen hat, dann bin ich wieder beim Beispiel mit Schaf und Hund. Das ist ähnlich weltfremd, wie wenn Textilfirmen oder Autoproduzenten die Pflicht hätten, daß jedes Produkt jeweils allen individuellen Anforderungen zu entsprechen hätte.

Vorweg-Maßanzüge im Supermarkt sind halt nicht möglich; man wird schon „Maß nehmen“ müssen, und wie ein „Maßanzug“ bei einem Produkt, das vielleicht eine Einmalprämie von 100,- Euro kostet, möglich sein soll, das ist den hochbezahlten EU-Experten wohl schwer zugänglich.

Rudolf Mittendorfer

wko@rudolfmittendorfer.at

zum Artikel: „Beratung, Redlichkeit und „Wunscherfüllung“”.

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