10.7.2012 – Wenn man sich den Entwurf zur IMD 2 anschaut bzw. den Kommentar des europäischen Konsumenten„schützer“bundes, dann landet man unwillkürlich bei philosophisch-religiösen Ansätzen. Es gibt offenbar (viele) Menschen, die grundsätzlich (bei anderen) nur negative Motive zu erkennen mögen. „Selbst“ ist man wohl über jeden Verdacht erhaben, das ist ja klar, und mimt Ankläger und Richter in einer Person. Inquisition eben.
Soeben bereitet sich die Versicherungswirtschaft auf die letzten Umsetzungen der Unisex-Regelungen vor. Dann zahlt ein 30-jähriger Mann dasselbe Risiko in der Krankenversicherung wie eine 30-jährige Frau, die zumindest potenziell mehrere Kinder bekommen kann. Und die 20-jährige Frau zahlt die gleiche Unfallprämie wie der junge Biker – obwohl sie gar keinen A-Führerschein besitzt. Wer immer das unter welcher Überschrift auch immer (Emanzipation, „höhere“ Gerechtigkeit, ausgleichende Ungerechtigkeit – oder gar Wichtigtuerei?) erfunden und transportiert hat, hat das Prinzip des Kollektivs und der Risikogemeinschaft an sich nicht begriffen. Oder will es nicht begreifen, und die EU und die Nationalstaaten folgen wie Lemminge diesem Unsinn.
Die Provisionsdebatte hat dieselbe „Logik“. Bei kapitalbildenden Produkten gibt es für den Kunden eine einzige interessante Zahl – und das ist der Prozentsatz, der zur Veranlagung kommt. Und daneben sollte natürlich klar und nachvollziehbar definiert sein, wohin dieses Geld fließt (da gäbe es genug Intransparenz zu beheben). Alle vorliegenden Ideen zum Einkommens-Striptease sind hingegen Humbug und dienen bestenfalls der Befriedigung von künstlich erzeugten Neidkomplexen. Wenn EU-Kommission und Konsumentenschützer von negativen Anreizen sprechen, dann frage ich mich, in welchem Lebensbereich man das nicht unterstellen könnte?
Rudolf Mittendorfer
zum Artikel: „„Offenlegung reicht nicht aus“”.
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