19.6.2013 – Die Motivlage, die kleinen Versicherungsvereine in den großen Schoß der Assekuranzen einzugliedern, ist leicht vorstellbar. Erst recht, wer ein Interesse haben konnte, dass die BiV vom Markt verschwinden – denn die konnten Leistungen von Versicherungen für ihre Klienten einklagen.
Dass der Berufsstand nun Makler und Berater in Versicherungsangelegenheiten heißt, war aber kein Danaergeschenk, sondern wurde erkämpft, und ich bin stolz darauf, dies im damaligen Bundesgremium vorgeschlagen zu haben. Andernfalls gäbe es diese Dienstleistung nicht mehr – oder sie wäre aus dem Einflussbereich der Standesvertretung.
Tatsache ist, dass die Mehrzahl der Makler „Vermittler“ von Versicherungsleistungen geblieben ist. Ich meine das positiv – das ist das ursprüngliche Berufsbild des Maklers, und es war immer so, dass er als „Handelsmäkler“ für diese Leistung in Form der Provision entlohnt worden ist. Das sollte nicht in Frage gestellt werden!
Ebenso wahr ist, dass sich die Ansprüche an unseren Beruf ändern, und vor allem tun dies die Umstände. Daher gibt es eine steigende Zahl von „nicht vermittlungsakzessorischen Leistungen“, die eben nicht über Provision, sondern gegen Honorar zu verrechnen ist.
Eigentlich eine ganz einfache Sachlage, die keiner besonderen Diskussion bedürfte – gäbe es nicht die mangelnde Bereitschaft der Österreicher, für bisher scheinbar „gratis“ erhaltene Wohltaten plötzlich zahlen zu sollen, und eine gewisse Reserviertheit der Berater, dieses Entgelt einzufordern.
Da gilt es, sich selbst zu positionieren, gegebenenfalls sein Geschäftsmodell zu verändern und der von Zuckerstätter richtigerweise kritisierten „Geiz ist geil“-Mentalität entgegenzusetzen.
Alles ist möglich und sollte gleichberechtigt bestehen bleiben. Der „reine“ (nur vermittelnde) Makler, Betriebe, die beides machen, und solche, die nur gegen Honorar tätig sind.
Gefährlich sind Assoziationen, die mit dem Beschwören der Honorarberatung geweckt werden. Kunden wie Konsumentenschützer meinen, damit an provisionsfreies Geschäft zum Nulltarif zu gelangen – und bringen damit die qualifizierte Beratung um.
Der BdH hingegen forciert diesen Gedanken und suggeriert, dass die Berater damit mehr verdienen würden – ein absoluter Nonsens. Wir haben Raum für alle Varianten, ohne andere auszugrenzen.
Vergleiche mit freien Berufen sind nicht ungefährlich - denn dazu bedarf es entsprechender Größe, Kapitalkraft und vor allem gesellschaflicher Akzeptanz. Diese sehe ich noch lange nicht!
Rudolf Mittendorfer
r.mittendorfer@unabhaengigeswirtschaftsforum.at
zum Leserbrief: „Danaergeschenk der Kammerreform”.
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