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Zukunftschance digitale Gesundheitsversicherung?

18.4.2024 – Telemedizin ist in Corona-Zeiten nicht gekommen, um zu bleiben; nicht immer gelingt die Transformation in die digitale Welt, man muss Kunden dazu bringen, die Angebote zu nutzen; gleichzeitig bietet Digitalisierung viele Möglichkeiten von der Diagnostik bis zur Nachbetreuung – das waren einige der Kernaussagen bei einer Diskussion am Insurance Forum Austria.

Diskussion zur digitalen Gesundheitsversicherung (Bild: Thomas Magyar)
V.l.n.r.: Gerhard Pichler (Business Circle), Sonja Steßl (Wiener Städtische), Peter Eichler (Uniqa), Nina Tamerl (Roodie) und Moderatorin Barbara Liebich-Steiner (Bild: Thomas Magyar). Zum Vergrößern anklicken

Um Strategien der Versicherer bei der Transformation von der Kranken- zur digitalen Gesundheitsversicherung drehte sich eine Diskussion beim 12. Insurance Forum Austria der Business Circle Management FortbildungsGmbH im burgenländischen Stegersbach.

Teilnehmer waren Peter Eichler, für Personenversicherung und Asset Management zuständiges Vorstandsmitglied der Uniqa Insurance Group AG, Sonja Steßl, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Wiener Städtischen Versicherung AG und Nina Tamerl, Gründerin und CEO der Healthcare-Plattform Roodie Health GmbH.

Den Menschen nicht ersetzen

Insbesondere im Gesundheitssystem seien die Menschen nicht bereit, für Ineffizienzen zu zahlen, betonte Eichler. Das Geld müsse beim Patienten ankommen.

Was Digitalisierung betrifft, müsse diese den Menschen dienen, sie dürfe nicht den Menschen ersetzen, sondern seine Arbeit erleichtern. Eichler: „Menschen wollen mit Menschen zu tun haben“.

Eine große Herausforderung sieht er in der Verknüpfung der digitalen und der analogen Welt. Negativ wirke sich dabei auch aus, dass der Regulator die Verwendung der Daten des Europäischen Raums für Gesundheitsdaten (European Health Data Space, EHDS) durch Versicherer einschränke.

Kunden dazu bringen, Angebote zu nutzen

Dieser Datenraum sei für die Branche und für Österreich wichtig, so Steßl. Und sie betont, dass Digitalisierung vor allem einfach sein muss. Herausforderung sei die Frequenz: Auf den Anwendungen sei „Traffic nötig“.

Man müsse die Kunden dazu bringen, das Angebot zu nutzen, betont auch Eichler. Während Covid sei Telemedizin viel verwendet worden, doch sie sei „nicht gekommen, um zu bleiben“. Es zeige sich, dass das bestehende Gesundheitssystem angenommen wird, das werde sich aber ändern.

Wichtig wären auch Kooperationen. „Sozialversicherungen und private Versicherer haben 99 Prozent gemeinsame Kunden“, so Eichler. Doch bisher sei der Leidensdruck noch nicht hoch genug.

Vom Behandelten zum Handelnden

Wichtig sei es vor allem, den Kunden nicht aus den Augen zu lassen, erklärt Steßl. Digitale Medizin scheitere oft am Vertrauen: „Die Transformation in die digitale Welt gelingt nicht immer.“ Und außerdem sei sie „nur ein Baustein, um das Gesundheitssystem effizient aufzustellen“.

Den Außendienst müsse man bei den digitalen Services mitnehmen. Vorteil: Bei diesen handle es sich um „Add ons“, die nicht verkauft werden müssen.

Tamerl sieht bei den Kunden eine „Transformation von passiv Behandelten zu aktiv Handelnden“: „Der Patient entscheidet selbst“. Und Versicherer müssten von Schadensleistern zu aktiven Begleitern werden.

Essenziell sei künftig die Nachbetreuung von Patienten. „Enorme Entwicklungen im Markt“ sieht Tamerl auch bei der Digitalisierung der Diagnostik. Und einen Schwung werde die Digitalisierung auch im Bereich der Gesundheitsprävention erhalten.

EHDS: alle Gesundheitsdaten verfügbar

Komplexitätsforscher Stefan Thurner (Bild: Thomas Magyar)
Komplexitätsforscher Stefan Thurner
(Bild: Thomas Magyar).

Auf den European Health Data Space ging der Komplexitätsforscher Stefan Thurner von der Medizinischen Universität Wien in einem weiteren Vortrag näher ein.

Nachdem EU-Mitgliedsstaaten, EU-Kommission und EU-Parlament sich am 14. März dieses Jahres auf die Schaffung des gemeinsamen Raumes für Gesundheitsdaten geeinigt haben, dürfte der EHDS ab 2026 schrittweise in Kraft treten.

Grundidee dieser Neuregelung der Gesundheitsdaten sei, dass jeder EU-Bürger das Recht haben soll, Medizindaten in maschinenlesbarer Form zu bekommen und zu verwenden, erklärte Thurner.

Technische Herausforderung sei dabei, dass derzeit Daten in vielen Institutionen vorhanden sind. Zukünftig sollen Behandlungs- und Finanzierungspfade rückverfolgbar werden.

Planbar und finanzierbar bleiben

Für gesellschaftlich relevante Fragen sollen demnach die Daten EU-weit und personenbezogen zur Verfügung zu stellen sein.

EHDS werde damit für mehr Transparenz im Gesundheitssystem sorgen und beispielsweise Antworten darauf geben, welche Krankheiten wo entstehen, wie sie verlaufen, ob Medikamente und Therapien funktionieren und welche Akteure wie gut sind. Und es werde personalisierte Vorhersagen ermöglichen.

EHDS werde die Medizin besser machen, so Thurner abschließend. Wenn wir ein öffentliches Gesundheitssystem in Europa wollen, dann brauchen wir EHDS, ist sich der Komplexitätsforscher sicher. Nur so könne es weniger personallastig werden, planbar und finanzierbar bleiben.

Schlagwörter zu diesem Artikel
Ausbildung · Digitalisierung · Gesundheitsreform · Sozialversicherung · Strategie · Verkauf
 
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