19.11.2013 – Festgehalten sei, dass es bis zum Ende des 19. Jahrhunderts weltweit nirgends staatliche Pensionssysteme gegeben hat. Die wirtschaftliche Explosion im Zuge der Erfindung von Maschinen hat Kaufkraft entstehen lassen, die Lebenserwartung begann, stetig zu steigen, Gewerkschaften entstanden und der politische Druck führte dazu, dass unter Bismark erstmals Unfall- und dann Pensionsversicherungen gegründet wurden.
In Österreich wurde 1906 die Pensionsversicherung gegründet -- allerdings nur für Angestellte und – wohlgemerkt – mit einem Kapitaldeckungsverfahren. In Deutschland war das auch so – bis lange nach dem 2. Weltkrieg gab es ein gemischtes System von Umlageverfahren und Kapitaldeckung. Erst seit 1967 ist auch dort die staatliche Pension nur umlagefinanziert.
Die ganze Diskussion entzündet sich fälschlicherweise an diesem „Entweder-oder“. Richtig ist aber, dass private wie öffentliche Pensionen letztlich aus der Wirtschaftskraft eines Staates zu finanzieren sind.
Das Umlagesystem beginnt mit einem Einstiegsgeschenk – es werden sofort Renten bezahlt, für die keine Beiträge in der Vergangenheit entrichtet wurden. Dieses Geschenk wird laut unserem ASVG System in Form von Steuern „abgetragen“. Das ist der jährliche Budgetzuschuss, der nun aus den Fugen gerät.
Das Kapitaldeckungssystem hingegen braucht eine „Reifezeit“ von zirka 30 Jahren, um die nötigen Mittel anzusparen. Auch hier geht es letztlich um denselben Boden, auf dem die Früchte des Kapitals gedeihen sollen.
Denn mehr als 75% einer Lebensversicherung liegen ja in Staatsanleihen. Deren Rendite und Einbringlichkeit unterliegt denselben wirtschaftlichen und auch demografischen Risken, wie das Umlageverfahren. Denn eines ist klar – eine schrumpfende Wirtschaft oder sinkende Bevölkerung wird weniger Kapitalerträge liefern.
Nur die fondsgebundene Lebensversicherung hat jedoch die Möglichkeit, Kapitalerträge aus anderen Wirtschaftsräumen zu „importieren“ (dies gilt auch für das damit verbundene Risiko).
Daher nochmals – die Systeme sind eng miteinander verflochten, die scheinbaren Gegensätzlichkeiten werden überbetont oder konstruiert. Jeder mag sich sein Urteil bilden, warum jeweils Feindbilder beschworen werden. Der unabhängige Makler kennt beide Systeme, deren Stärken und Schwächen, und liefert Vorschläge zur Schließung von Lücken. Das martialische Dementieren deren Vorhandenseins durch manche „Interessensvertreter“ (AK, Pensionsistenverband) ist ein Bärendienst für die künftigen Pensionisten.
Rudolf Mittendorfer
r.mittendorfer@unabhaengigeswirtschaftsforum.at
zum Leserbrief: „Verlogene Pensionsdebatte”.
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