17.7.2025 – Die durchschnittliche Dauer der Zahlungsverzögerungen ist 2025 um einen Tag auf 31,8 Tage gestiegen, meldet Coface auf Basis einer Umfrage unter deutschen Unternehmen. Die allgemeine Stimmung sei zuletzt überwiegend negativ geblieben, allerdings zeichne sich für 2026 eine Trendumkehr ab.
Deutschland zähle im internationalen Vergleich zwar noch immer zu den Ländern mit besonders kurzen Zahlungsfristen und geringen Zahlungsverzögerungen, stellte die Coface SA, Niederlassung Austria am Mittwoch in einer Aussendung fest.
Dennoch zeige sich vor dem Hintergrund politischer Unsicherheit und wachsender geopolitischer Spannungen eine „deutliche Verschlechterung des Zahlungsverhaltens“. Dies zeige eine Coface-Umfrage vom Mai und Juni zum Zahlungsverhalten deutscher Unternehmen mit 847 Teilnehmern.
81 Prozent der Unternehmen berichteten laut Coface über neue Zahlungsverzögerungen, „ein Anstieg um 3 Prozentpunkte gegenüber 2024“. Damit nähere sich der Wert dem Höchststand von 85 Prozent im Jahr 2019 an.
„Die durchschnittliche Dauer der Zahlungsverzögerungen stieg um einen Tag auf 31,8 Tage. Trotz dieser Verschlechterung liegt der Wert weiterhin deutlich unter dem Vor-Pandemie-Durchschnitt von 39,7 Tagen“, so Coface weiter.
Zwölf Prozent der Unternehmen meldeten angesammelte überfällige Zahlungen (zwischen sechs Monaten und zwei Jahren), die mehr als zwei Prozent ihres Jahresumsatzes ausmachen.
Zwar sei diese Zahl etwas niedriger als 2024, sie liege aber weiterhin deutlich über dem Durchschnitt vor der Pandemie. Am stärksten betroffen sei in diesem Zusammenhang das Baugewerbe. Hier meldeten laut Coface 24 Prozent der Unternehmen Probleme.
„Erfahrungsgemäß werden 80 Prozent der besonders lang ausstehenden Zahlungen nicht mehr beglichen, kommentiert Dagmar Koch, Country-Managerin von Coface Österreich. „Das macht sie zu einem erheblichen Geschäftsrisiko und einem negativen Signal für die wirtschaftliche Entwicklung.“
Nach drei Jahren wirtschaftlicher Stagnation sehen die deutschen Unternehmen dennoch Anzeichen für eine Verbesserung, berichtet Coface.
Während die allgemeine Stimmung für 2025 im Saldo negativ bleibe – „der Anteil der Pessimisten für 2025 übersteigt den Anteil der Optimisten um 17 Prozentpunkte“ –, drehe sich der Trend für 2026.
„Für das kommende Jahr überwiegt der Optimismus mit einem Plus von 16 Prozentpunkte. Das ist auf die erwarteten staatlichen Konjunkturmaßnahmen zurückzuführen: Investitionen in Verteidigung, Infrastruktur, und Klimaschutz sowie Steueranreize für Unternehmen“, erläutert der Kreditversicherer.
Hinsichtlich der Binnennachfrage und struktureller Beschränkungen gebe es bei den Teilnehmern zwar Bedenken. Deutschland bleibe aber zusammen mit den anderen EU- und EFTA-Staaten der Markt, den die Befragten als am vielversprechendsten ansehen. Das habe jedoch auch damit zu tun, dass viele Unternehmen nicht exportieren bzw. nur auf diesen Märkten aktiv sind.
Die USA seien indes auf den Beliebtheitsgrad zurückgefallen, den sie zuletzt während der ersten Amtszeit von Donald Trump hatten. Ein Viertel (23 Prozent) der Unternehmen habe bereits „De-Risking“-Strategien – Diversifizierung der Lieferanten, Absicherung von Zahlungen, Standortverlagerung – eingeführt. Nach den Plänen der Befragten soll dieser Anteil innerhalb der nächsten drei Jahre auf 54 Prozent steigen.
„Auch wenn sich die Aussichten für 2026 verbessert haben, sehen wir zunächst eine weitere Verschlechterung der Zahlungsmoral. Dies spiegelt sich auch in den offiziellen Insolvenzzahlen wider, die derzeit in Deutschland auf einem Zehnjahreshoch liegen“, so Christiane von Berg, Head of Economic Research Benelux & DACH bei Coface.
Ihre Leserbriefe können für andere Leser eine wesentliche Ergänzung zu unserer Berichterstattung sein. Bitte schreiben Sie Ihre Kommentare unter den Artikel in das dafür vorgesehene Eingabefeld.
Die Redaktion freut sich auch über Hintergrund- und Insiderinformationen, wenn sie nicht zur Veröffentlichung unter dem Namen des Informanten bestimmt ist. Wir sichern unseren Lesern absolute Vertraulichkeit zu! Schreiben Sie bitte an redaktion@versicherungsjournal.at.
Allgemeine Pressemitteilungen erbitten wir an meldungen@versicherungsjournal.at.
Der VersicherungsJournal Newsletter informiert Sie von montags - freitags über alle wichtigen Themen der Branche.
Ihre Vorteile