16.7.2025 – Krankheit, Verlust der Arbeitskraft, Verlust des Jobs, Anhäufung von Schulden, Behandlungskosten – Jürgen E. Holzinger, Obmann des Vereins Chronischkrank, über die Folgen von Krankheit, Optionen für ein frühzeitiges Gegensteuern und das Suchen von Unterstützung.
Das Leben kann manchmal herausfordernd sein, besonders wenn man mit Krankheiten, Arbeitslosigkeit oder finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert ist.
Wenn jemand im Erwerbsleben krank wird, ist der erste Schritt, je nach Diagnose, eine Krankmeldung beim Hausarzt. Unter Umständen führt das jeweilige Krankheitsbild zu einem längeren Krankenstand, was wiederum die finanzielle Situation verschlechtern kann.
Grundsätzlich, mit wenigen Ausnahmen (als Beispiel: Verlängerung auf bis zu 78 Wochen), kann man in Österreich ein Jahr im Krankenstand bleiben. Für diese Zeit gibt es ein sogenanntes Krankengeld, um den Verdienstausfall zu kompensieren.
Wenn diese Frist abläuft und man weiterhin krank ist, spricht man von der sogenannten Aussteuerung. Das bedeutet, dass der Anspruch auf Krankengeld endet, weil die maximale Bezugsdauer erreicht wurde.
Der Begriff der Aussteuerung ist vielen Betroffenen unbekannt und diese bekommen die Konsequenzen erst zu spüren, wenn die Folgen schon eingetreten sind – die E-Card ist zu diesem Zeitpunkt wertlos!
Nach der Aussteuerung hat man in der Regel keinen Anspruch mehr auf Krankengeld vom Krankenversicherungsträger. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass man wieder vollständig arbeitsfähig und gesund ist.
Um diesen Fall zu verhindern, sollte man sich frühzeitig beim behandelnden Arzt und bei der Pensionsversicherung beraten lassen, um nicht den Verlust der Krankenversicherung zu riskieren.
Ist der Fall der Aussteuerung bereits eingetreten, hilft nur mehr der Weg zum AMS, welcher schnellstmöglich gemacht werden sollte, um wieder in den Bereich der Krankenversicherung zu kommen.
Mögliche Optionen zur Verhinderung sind zum Beispiel eine Reha-Maßnahme, eine Umschulung oder die Beantragung einer Invaliditäts- oder Berufsunfähigkeitspension, falls die Krankheit dauerhaft bleibt.
Es ist wichtig, sich rechtzeitig über die eigenen Rechte und Möglichkeiten zu informieren, um eine passende Unterstützung zu erhalten und finanziell abgesichert zu sein.
Vielfach kommt es nämlich bei einem längeren Ausfall durch Krankheit auch zum Verlust des Arbeitsplatzes. Arbeitslosigkeit ist in solchen Zeiten häufig die Folge, was die soziale Isolation verstärken und die Perspektiven auf eine bessere Zukunft einschränken kann.
Schulden können in solchen Situationen schnell entstehen, vor allem, wenn die Behandlungskosten hoch sind und die Krankenkasse nur einen Teil übernimmt.
Die häufigsten Gründe für Schulden sind oft eine Kombination aus unvorhergesehenen Ausgaben, wie zum Beispiel medizinischen Kosten oder Reparaturen, sowie finanzielle Engpässe durch Arbeitslosigkeit oder Einkommensverluste. Manchmal spielen auch persönliche oder familiäre Probleme eine Rolle.
Diese finanziellen Belastungen führen oft zu sozialen Einschränkungen, da man sich weniger soziale Aktivitäten leisten kann und sich isoliert fühlt. Armut ist in solchen Fällen eine häufige Begleiterscheinung, was den Teufelskreis noch verstärkt.
Die hohen Behandlungskosten, die manchmal notwendig sind, um wieder gesund zu werden, stellen eine große Belastung dar.
Das alles kann dazu führen, dass die Perspektiven auf eine positive Zukunft schwinden.
Es ist wichtig, in solchen Zeiten Unterstützung zu suchen, sei es durch soziale Dienste, Beratungsstellen oder Gemeinschaften, um wieder auf die Beine zu kommen und neue Perspektiven zu entwickeln.
Es ist ratsam, frühzeitig mit den entsprechenden Stellen Kontakt aufzunehmen, um alle Optionen zu klären und die eigene Situation bestmöglich zu bewältigen.
Jürgen E. Holzinger
Der Autor ist Obmann des Vereins Chronischkrank Österreich. Zu den Zielen des Vereins gehört Bewusstseinsbildung rund um den Wert der Arbeitskraft. Der Verein bietet Vorträge und Workshops zum Thema Berufsunfähigkeit an und bietet Betroffenen Hilfestellung.
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