19.9.2025 – Fünf Finger, fünf Zehen – das hat Hand und Fuß. Auch Risikomanagement mit Hand und Fuß lässt sich in fünf Dimensionen einteilen, und wenn es funktionieren soll, müssen alle ineinandergreifen.
Bis jetzt kannten wir die Fünf nur als dritte Primzahl und als erste Primzahl, die die Summe zweier Primzahlen ist. Wir wussten, dass Fünf die fünfte Fibonacci-Zahl ist sowie die zweite Fermat-Primzahl und nur eine von drei bekannten Wilson-Primzahlen.
Der Seestern hat fünf Strahlen, wir haben fünf Finger und Wissenschafter unterteilen die Naturwissenschaften in fünf Hauptgebiete.
Und jetzt ist also das Risikomanagement dran. Denn das Risikomanagement in Unternehmen lässt sich ebenfalls in fünf Dimensionen beschreiben. Oder Triebe. Oder Finger. Zum Zupacken.
Zunächst wäre da die Dimension „Insurance“, wie ich sie nenne. Die beinhaltet alles, was man versichern könnte oder wofür man sich Geld zurücklegen kann.
Der Grundgedanke ist vorzusorgen, also Mittel bereitzuhalten, um im Falle eines Falles den Schaden wieder gut machen zu können. Man nennt das auch „post-loss-risk management“.
Wenn der Schaden eintritt, dann bekomme ich Ersatz oder es wird repariert. Versicherungen selbst bilden Rückstellungen, kaufen Rückversicherungen oder stellen Risikokapital auf.
Dann gibt es noch die Dimension „Security“. Schadenverhütung oder „pre-loss-risk management“. IT-Security, Zutrittskontrollen, Schutzhelme, Geländer, all das fällt in diese Kategorie.
Es geht also darum, Schäden gar nicht erst eintreten zu lassen, oder wenn, dann nur in abgemilderter Form.
Die dritte Dimension „Organisation“ ist sehr operativ. Sie beschreibt die Struktur der Organisation, die Verantwortlichkeiten, die Prozesse und Kontrollen.
Es geht darum, Risiken zu managen, die richtigen Ansprechpartner im Unternehmen zu finden, die Vorsorge- und Sicherheitstools in Einsatz zu bringen, durch geschickte Standardprozesse, die Auswirkungen von Risiken zu mindern oder sogar verflachen zu lassen.
Wenn ein Prozess zu lange dauert oder gar keiner definiert ist, kann aus einem kleinen Ereignis ein desaströser Schaden entstehen.
Und jetzt geht es ans Eingemachte. Die vierte Dimension heißt „Culture“ und hier geht es um den Menschen. Schwer zu steuern und auf Kurs zu bringen. Immer wieder geraten Unternehmensprozesse in Konflikt mit dem uns eigenen freien Willen.
Hier muss die Kommunikation passen, und alle müssen an einem Strang ziehen. Ohne Menschen gibt es kein Risikomanagement. Niemanden, der ein Problem entdeckt, niemanden, der es meldet, niemanden, der Maßnahmen einleitet, und niemanden, den das überhaupt interessiert.
Hier passieren grobe Fehler, ausgelöst durch mangelnde Führungsqualitäten oder durch nichtssagende Kommunikation, nichtvorhandene Wertschätzung oder fehlgeleitete Remuneration.
Risikomanagement erfordert Aufmerksamkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Interesse am eigenen Tun und am Unternehmen, die Sicherheit, dass man auf sie hört, wenn sie auf Probleme aufmerksam machen wollen, und dass ihnen nichts passiert, wenn ihnen einmal ein Fehler unterläuft.
In der fünften Dimension sind alle Profis! Diese Dimension beschäftigt sich mit den Risiken des eigenen Geschäfts und heißt daher „Business“. Es geht um die Unternehmensstrategie, um die branchen- und produktbezogenen Risiken und um den Risikoappetit.
Versicherungs- und Veranlagungsrisiken bei den Versicherungen, Kredit- und Marktrisiko bei den Banken, Absatz-, Produktions- und Beschaffungsrisiken bei allen anderen. Hier tummeln sich Aktuare, Compliance Officer, Risikomanager, Controller und was es nicht alles gibt.
Für ein funktionierendes Risikomanagement müssen alle diese Dimensionen ineinandergreifen (hier ist das Bild der Finger im wahrsten Sinn des Wortes griffiger).
HR mit der Kultur alleine stehen zu lassen und nicht in die Risikolandschaft einzubinden, ist keine gute Idee. Die Versicherungsverträge irgendwo der Rechtsabteilung zu überantworten, ohne gleichzeitig die Einbindung in die anderen Dimensionen zu veranlassen, auch nicht.
So wie wir mit unseren fünf Zehen das Gleichgewicht halten und die Fortbewegung bewerkstelligen, so nutzen wir unsere fünf Finger mit Geschicklichkeit und Kreativität.
Beobachten Sie also auch im unternehmerischen Kontext das Zusammenspiel der fünf Risikomanagementdimensionen mit all ihren fünf Sinnen.
Denn fünf ist die neue Zahl des Risikomanagements.
Christoph Krischanitz
Der Autor ist Versicherungsmathematiker (profi-aktuar.at) und verfügt über langjährige Erfahrung in der aktuariellen Beratung. Krischanitz war von 2004 bis 2019 Vorsitzender des Mathematisch-Statistischen Komitees im Versicherungsverband (VVO), von 2008 bis 2014 Präsident der Aktuarvereinigung Österreichs (AVÖ). Derzeit ist er unter anderem Chairman der Arbeitsgruppe Non-Life Insurance in der Actuarial Association of Europe (AAE).
Ihre Leserbriefe können für andere Leser eine wesentliche Ergänzung zu unserer Berichterstattung sein. Bitte schreiben Sie Ihre Kommentare unter den Artikel in das dafür vorgesehene Eingabefeld.
Die Redaktion freut sich auch über Hintergrund- und Insiderinformationen, wenn sie nicht zur Veröffentlichung unter dem Namen des Informanten bestimmt ist. Wir sichern unseren Lesern absolute Vertraulichkeit zu! Schreiben Sie bitte an redaktion@versicherungsjournal.at.
Allgemeine Pressemitteilungen erbitten wir an meldungen@versicherungsjournal.at.
Der VersicherungsJournal Newsletter informiert Sie von montags - freitags über alle wichtigen Themen der Branche.
Ihre Vorteile