30.10.2025 – Längeres Leben und weniger Geburten gestalten den Kundenstock in der Sparte Leben um, zugleich konzentriere sich Vermögen bei der älteren Generation, diagnostiziert Swiss Re. Dies treibe die Nachfrage nach einem Versicherungsschutz, der sowohl garantiertes Einkommen als auch Kranken- und Pflegeversicherung bietet. Lebensversicherer werden ihren Schwerpunkt von Erwerbsersatz und familienorientierter Risikoabsicherung hin zu Vermögensplanung und persönlicher Pflegefinanzierung verlagern müssen, meint man bei Swiss Re.

Steigende Lebenserwartung, sinkende Geburtenzahlen, zunehmende Vermögenskonzentration auf Senioren: Diese Faktoren ändern laut einer neuen Analyse von Swiss Re die Ausprägung der künftig benötigten wirtschaftlichen Absicherung.
Bis 2050 sind demnach voraussichtlich 27 Prozent der Bevölkerung in den Industrieländern über 65 Jahre alt. In Österreich prognostiziert die Statistik Austria für 2050 in der „Hauptvariante“ 28,0 Prozent (VersicherungsJournal 28.11.2024); 2023 waren es 19,7 Prozent.
Gleichzeitig falle die Vermögensverteilung deutlich zugunsten der älteren Generationen aus, fährt der Rückversicherer fort.
In den USA zum Beispiel entfalle ein Vermögen von 120 Billionen US-Dollar und damit das Vierfache des nationalen BIP auf Haushalte, die der Altersgruppe „55 plus“ zuzuordnen sind. Dies illustriere sowohl deren Finanzkraft als auch das Ausmaß der Langlebigkeitsentwicklung.
„Die gesteigerte Lebenserwartung wird sich sowohl auf die Risiko- als auch auf die Vermögensseite des Versicherungsgeschäfts auswirken“, folgert Jérôme Jean Haegeli, Group Chief Economist von Swiss Re.
„Mit der Alterung der Bevölkerung und dem Beginn der Entnahme von Ersparnissen könnten die Inflation und die langfristigen Zinssätze steigen, was zu höheren Anlageerträgen und einer besseren Rentabilität für Versicherer führen würde“, so Haegeli.
Bei Swiss Re ist man der Ansicht: Wenn Versicherer den Bedürfnissen der „Silver Economy“ gerecht werden wollen, ist ein Fokus auf die Entsparphase nötig.
Bis 2050, so Swiss Re, können 65-Jährige mit sehr gutem Einkommen in Industrieländern mit weiteren 23 Lebensjahren rechnen. In Verbindung mit einer Abkehr von garantierten Erträgen bei Rentenprodukten bedeute ein längerer Ruhestand: Pensionisten haben zwar erhebliche Ersparnisse, aber kein gesichertes Einkommen. „Damit erhöht sich das Risiko, dass sie ihre Ersparnisse überleben.“
Es gebe mehrere Arten von Renten, die dieses erhöhte Langlebigkeitsrisiko abdecken – allerdings könnte eine breitere Auswahl an Optionen notwendig werden, wenn das Langlebigkeitsrisiko reduziert werden soll. „So lassen sich etwa Sterblichkeit, Langlebigkeit und gesundheitliche Risiken gemeinsam durch Langlebigkeitsrisiko-Verteilungspools abdecken.“
Laut Swiss Re wird der Prozentsatz der über 80-jährigen Bevölkerung in Europa bis 2050 um 80 Prozent anwachsen, in Nordamerika sogar um über 120 Prozent. Dies bringe Langzeitpflegedienste, die in Industrieländern schon heute mehr als 2 Prozent des BIP beisteuerten, unter Druck.
„In Anbetracht der langfristigen Ausrichtung des Produkts und der Unsicherheit seiner Parameter kann das Underwriting für Langzeitpflege kompliziert werden“, so der Rückversicherer. „Aktuell erfolgreiche Ansätze sehen entweder eine Ergänzung der staatlichen Versorgung oder eine Bündelung von Langzeitpflege, Schwererkrankungsschutz und Lebensversicherung vor.“
Einen weiteren „dringenden Bedarf für ältere Versicherte“ sieht Swiss Re im Zusammenhang mit Krebserkrankungen. Das Durchschnittsalter, in dem eine Krebsdiagnose erfolgt, liege bei 67 Jahren. Wenn Versicherungen gegen schwere Erkrankungen vor dem Rentenalter erlöschen, bestehe genau zum Zeitpunkt des höchsten Risikos eine Deckungslücke.
„Die Auswirkungen der ‚Silver Economy‘ auf Versicherer werden sich potenzieren und eine neue Innovationsphase einläuten“, lautet das Fazit von Paul Murray, CEO Swiss Re Life & Health Reinsurance.
„Wir erleben eine Generation, die umfangreicher, langlebiger und Anfang des Rentenalters vermögender ist als alle vorangegangenen“, so Murray weiter.
Neue Ansätze bei Produktdesign und -bereitstellung böten der Versicherungsbranche die Möglichkeit, „ihre Relevanz für das Segment der über 65-Jährigen neu zu definieren.“
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